Die Stimmung in den Betrieben im Südwesten, die zu Jahresbeginn noch eingetrübt war, hat sich gebessert. Das Wachstum könnte im Gesamtjahr bis zu zwei Prozent erreichen.

Stuttgart - Die Unternehmen in Baden-Württemberg lassen sich von der Staatsschuldenkrise sowie den gestiegenen Rohstoff- und Energiepreisen nicht verunsichern. Das geht aus eine Umfrage der Industrie- und Handelskammern bei 4000 Unternehmen in Baden-Württemberg hervor. „Überall geht die Tendenz nach oben“, freute sich Peter Kulitz, Präsident des Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertages, bei der Präsentation der Ergebnisse. Zu Jahresbeginn, so sagte Kulitz, seien die Erwartungen der Unternehmen noch recht verhalten gewesen. Jetzt blicken sie nach seinen Worten wieder optimistischer in die Zukunft: Fast 30 Prozent der Betriebe erwarten eine bessere Geschäftsentwicklung als im vorigen Jahr, nur zwölf Prozent rechnen mit schlechteren Geschäften.

 

Den größten Schub bekamen die Hersteller und Verarbeiter von Metallen und Metallerzeugnissen, deren Stimmung zu Jahresbeginn noch recht gedämpft war. Ihre aktuelle Geschäftslage bewertet nach der Umfrage fast die Hälfte aller Unternehmen als gut; lediglich sechs Prozent sind nicht zufrieden. Nach Einschätzung von Andreas Richter, Hauptgeschäftsführer der Stuttgarter IHK, die für das Thema Konjunktur und Beschäftigung zuständig ist, könnte die baden-württembergische Wirtschaft in diesem Jahr um bis zu zwei Prozent wachsen.

Entsprechend gut entwickelt sich der Arbeitsmarkt; die Arbeitslosenquote lag Ende April bei vier Prozent. Kulitz: „Damit nähern wir uns der Vollbeschäftigung, denn die Einstellungsbereitschaft der Betriebe bleibt unverändert hoch.“ So will ein Viertel der befragten Unternehmen in diesem Jahr weiteres Personal einstellen. Das fällt aber zunehmend schwerer. Mehr als jeder dritte Betrieb klagt über einen akuten Fachkräftemangel. Nach dem IHK-Fachkräftemonitor fehlen im Land 230 000 Fachkräfte. Kulitz weist darauf hin, dass es sich dabei zu 56 Prozent um nicht-akademische Berufe mit hoher Qualifikation handelt, also Techniker, Fach- und Betriebswirte, Meister und Fachkaufleute. Der Mangel stellt nach Ansicht von Kulitz das duale Ausbildungssystem vor große Herausforderungen. Deshalb hat er kein Verständnis dafür, dass das Ministerium bei der Neubesetzung der durch Pensionierungen an Berufsschulen frei werdenden 700 Stellen zurückhaltend agiert.

Die gute Konjunktur wird in den Jahren 2013/14 zu Steuermehreinnahmen von schätzungsweise mehr als drei Milliarden Euro führen. Trotzdem wird aus Sicht der IHK Region Stuttgart das Schuldenmachen weitergehen. Es sei Unternehmen und Bürgern kaum vermittelbar, sagte IHK-Präsident Herbert Müller, dass in den nächsten zwei Jahren im Landeshaushalt jeweils 2,5 Milliarden Euro fehlen. Müller: „Wir würden eine Weichenstellung der Landesregierung, die die öffentlichen Aufgaben reduziert, begrüßen und unterstützen.“