Die Büchereien bieten zunehmend digitale Medien an. Die Angebote bringen zusätzliche Nutzer. Die herkömmliche Ausleihe leidet darunter nicht.

Böblingen - Der Familienroman „Little Miss Undercover“ als Hörbuch, der Psycho-Ratgeber „Gefühlsklavier“ als E-Audio-Angebot oder das Programmierhandbuch mit einem nahezu vollständigen

 

Linux-Wissen – das sind drei der begehrtesten Titel im Angebot der interkommunalen „Onlinebibliothek BB“. Sie ist genau vor fünf Jahren an den Start gegangen und hat im ersten Halbjahr 2014 bereits 46 000 digitale Medien ausgeliehen – so viele wie in einem solchen Zeitraum noch nie. Eine immens steigende Nachfrage melden auch die anderen Onlinebibliotheken in der Region und versichern nahezu unisono, dass elektronische Medien den gedruckten Büchern dennoch kaum nennenswerte Konkurrenz machen.

Herkömmliche Ausleihe leidet nicht

„Unsere herkömmlichen Ausleihzahlen sind gleich geblieben“, sagt Christina Koch, die Leiterin der Böblinger Stadtbibliothek. Dasselbe stellt auch Jürgen Hertl, der stellvertretende Leiter der Waiblinger Stadtbücherei, fest und meldet für die Print-Versionen „seit Jahren eine stabile Nachfrage“. Beide sehen im elektronischen Bereich „ein ergänzendes Angebot“, das „auch als solches immer reger genutzt wird“, wie Oliver Altmann von der Ludwigsburger Stadtbibliothek bilanziert. Der Gründe dafür liegen laut Altmann auf der Hand: „Man kann bequem von zu Hause aus buchen, und das rund um die Uhr.“ Ausschlaggebend sei aber auch der mobile Zugang über Laptops, E-Book-Reader, Tablets und Smartphones. Wem etwa die Zeit nicht gereicht hat, sich vor dem Urlaub den nötigen Reiseführer zu besorgen, kann dies vor Ort immer noch auf digitalem Wege nachholen.

Für die Nutzer wie auch für die Bibliotheken sei zudem ein Vorteil, „dass das Ende der Ausleihzeit vom System automatisch bestimmt wird“, betont Altmann. Dadurch fielen keine Überziehungsgebühren an, die bei der herkömmlichen Ausleihe in Rechnung gestellt werden oder angemahnt werden müssten, so Altmann. Der Bücherei werde dadurch einiges an Arbeit erspart.

Überschaubarer Personaleinsatz

Insgesamt kommen die Bibliotheken für die sogenannte Onleihe mit einem überschaubaren Personalstamm zurecht. In Böblingen ist maßgeblich die Diplom-Bibliothekarin Stefanie Schütte mit zwei weiteren Kräften damit beschäftigt, „zu schauen, was gibt es für neue Angebote, auch bei der technischen Ausstattung“, um so der Nachfrage gerecht zu werden. Außerdem kümmert sie sich um das digitale Rechtemanagement. Und in den anderen elf Mitgliedsbibliotheken des Böblinger Verbunds genüge meist eine Kraft, um die Onleihe zu bewältigen.

Dennoch sind viele Büchereien im Kreis dem Verbund noch nicht beigetreten. Ein Hindernis seien weniger die Teilnehmerkosten, sagt Koch. Von jeder Mitgliedsbücherei würden zehn Cent pro Einwohner in der Gemeinde erhoben. Auf diese Weise kämen zurzeit 24 500 Euro jährlich in den Topf, mit denen der Medienbestand und der Online-Auftritt finanziert werde. Vielmehr verfügten manche Bibliotheken noch nicht über ein kompatibles Computersystem, das es erlaube, am digitalen Medienzeitalter teilzuhaben. In Böblingen kommt als Software zudem das Bibliotheksverwaltungssystem der Firma BiBer aus Mühlheim/Ruhr (Nordrhein-Westfalen) zum Zug, das laut dessen Geschäftsführer Dittmar Jansen für kleinere Bibliotheken 1500 Euro kostet.

Die Titel der Spiegel-Bestseller sind gefragt

Um sich den digitalen Medienangeboten der Bibliotheken zu bedienen, sind auf der anderen Seite die Nutzer immer häufiger bereit, in die nötigen Geräte zu investieren. Zumal der Lesestoff, die Audio- und Video-Offerten kostenlos zu haben sind, wenn die Jahresgebühr der Bibliothek bezahlt ist. Sie beinhaltet die gesamte Ausleihe. In Böblingen entrichten Erwachsene 16 Euro, Schüler und Studenten zwischen 18 und 25 Jahren elf Euro. Für unter 18-Jährige ist das gesamte Angebot kostenlos.

Sie können online auf 14 700 Medien zugreifen, im vergangenen Jahr wurden sie 77 300 Mal genutzt. Manche E-Books seien fünf oder sechs Mal vorhanden, sagt Koch. Vor allem die Titel der Spiegel-Besteller – sowohl bei der Belletristik als auch bei den Sachbüchern – seien sehr beliebt. Wie in den anderen Onlinebibliotheken in der Region klicken sich viele Schüler und Studenten ein, um für ihre Referate die nötigen Informationen zu erhalten. „In Geschichte und in den Naturwissenschaften herrscht ein großer Bedarf“, weiß Koch. Aber auch Kinder- und Jugendbücher seien zunehmend gefragt. Auch zahlreiche ältere Semester gehören zur Stammkundschaft. „Es nutzen insgesamt mehr Leute über 50 unsere Angebote, als wir dachten“, resümmiert Oliver Altmann in Ludwigsburg.