Große Immobilienprojekte sind eine besondere Herausforderung - vor allem für die Planer.

Ob Gewerbebau oder Infrastrukturprojekt: Große Immobilienprojekte sind eine besondere Herausforderung für die Planer. "Das liegt auch daran, dass die Abgrenzung vom Großprojekt zu anderen Arbeiten im Umfeld nicht immer ganz einfach ist", erklärt Professor Fritz Berner. Eine weitere Schwierigkeit bei Großprojekten liege in den langen Bauzeiten, so der Bauingenieur und Ordinarius am Institut für Baubetriebslehre der Universität Stuttgart. "Lange Bauzeiten bedeuten in der Regel immer Unsicherheiten", so Berner. Er kenne kein Projekt aus der Vergangenheit, das von der ersten Planung bis zum letzten Arbeitstag noch genauso ausgesehen habe. "Das liegt aber in der Natur der Sache", weiß der Bauingenieur. Je größer ein Bauprojekt sei, um so öfter müsste während der Bauphase nachjustiert werden. Wird später dann die Endabrechnung präsentiert, und Ausführende und Auftraggeber streiten sich, sind oft externe Gutachter wie Fritz Berner gefragt.

"Gerade zeitliche Verzögerungen durch unvorhersehbare Schwierigkeiten können bei Großprojekten die Kalkulation beeinflussen", weiß der Professor. Denn nicht alle angefallenen Kosten stünden zwangsläufig in einem direkten Zusammenhang zu der ursprünglichen Planung. Berner macht das an einem Beispiel deutlich: Beim Bau einer Straße von A-Stadt nach B-Stadt hatte man ursprünglich einen Lärmschutzwall vorgesehen, der mit Erdreich aus einem geplanten Tunnel in der Nähe aufgefüllt werden sollte. Da das Tunnelprojekt sich verzögerte, entschied man sich anstelle eines Lärmschutzwalls zu einem lärmmindernden Straßenbelag, der allerdings teurer war als der kalkulierte Belag. "So etwas kommt immer wieder vor und ist einfach nicht vorhersehbar", macht der Bauingenieur deutlich. Das führe nicht selten dazu, dass man sich bei einigen Großprojekten erst viele Jahre nach Fertigstellung über die finanziellen Randbedingungen einige. Noch schwieriger werde es, wenn einzelne Randbedingungen von den Planern von Anfang an nicht richtig eingeschätzt würden. Der Bauingenieur sieht Planer und Ausführende in Deutschland auch durch die Vergabeordnung in einem Dilemma. Einerseits herrscht das Gebot des freien Wettbewerbs, andererseits böte sich gerade bei Großprojekten an, die Ausführenden schon in den Planungsprozess mit einzubeziehen. Dabei würde zum Beispiel ein Haus nicht erst auf dem Papier geplant werden und dann die einzelnen Gewerke ausgeschrieben, sondern schon während der Planung sitzen Handwerker und Architekten an einem Tisch. "Dadurch profitieren alle von den Erfahrungen des anderen", so Berner. Das funktioniere aber in Deutschland nicht, da Planer und Ausführende in einem Wettbewerbsverhältnis zueinander stünden. Das heißt, zuerst wird geplant, was man haben will, und erst dann bieten die Firmen an. "Das ist schade", findet der Bauingenieur, "zumal kein Planer alles wissen kann." Ein Ausweg aus dem Dilemma sind sogenannte Public Private Partnerships (Abkürzung PPP), auch Öffentlich-Private Partnerschaft (ÖPP) genannt. Darunter habe man die Mobilisierung privaten Kapitals und Fachwissens zur Erfüllung staatlicher Aufgaben zu verstehen, erklärt Berner. Im weiteren Sinn stehe der Begriff auch für andere Arten des kooperativen Zusammenwirkens von Hoheitsträgern mit privaten Wirtschaftssubjekten. PPP gehe in vielen Fällen sogar mit einer Teilprivatisierung von öffentlichen Aufgaben einher.