Häusslers Immobilien-Imperium ist schon zusammengebrochen. Und jetzt reißt auch noch den Gläubigern des Leonberger Projekts der Geduldsfaden.

Wirtschaft - Der Stuttgarter Investor Rudi Häussler scheint mit seinem zwei Hektar großen Grundstück in Leonberg (Kreis Böblingen) massiv unter Druck zu geraten. Die Gläubiger, zu der auch der W&W-Konzern gehört, drohen offenbar notfalls mit einer Zwangsversteigerung, um an ihr Geld zu kommen. Die Wüstenrot Städtebau, eine W&W-Tochter, hatte Häussler vor drei Jahren das Grundstück verkauft und ihm Finanzhilfen dafür beschafft. Diese Mittel seien per Grundschuld abgesichert worden, heißt es.

 

Während Häusslers Immobilien-Imperium, beginnend mit dem Fall des Seepark-Projekts in Stuttgart-Möhringen, mittlerweile wie ein Kartenhaus zusammengebrochen ist, scheint nun auch bei den Gläubigern des Leonberger Projekts der Geduldsfaden gerissen, sie wollen wohl rasch Geld sehen. Dabei galt die für Leonberg zuständige 22. Boden- und Baugesellschaft bisher als eine jener 43 Häussler-Gesellschaften, die möglicherweise gerettet werden können. Schließlich wird die Planung für einen Komplex mit Einzelhandel, Büros und Wohnungen durch einen einstimmigen Gemeinderatsbeschluss bestärkt.

Innenstadtareal loswerden

Häussler versucht deshalb, das zwei Hektar große Innenstadtareal an andere Käufer loszuwerden. Doch Branchengrößen wie beispielsweise die derzeit in bester Kauflaune befindliche ECE (Leo-Center, Breuningerland) winken ab. Andere in der Immobilienbranche berichten von utopischen Vorstellungen Häusslers: 15 Millionen Euro sollen schon mal genannt worden sein. Dabei soll das Grundstück vor drei Jahren für fünf Millionen Euro den Besitzer gewechselt haben. Diese mehrfach genannte Summe wurde von den Beteiligten damals nicht dementiert.

Den Ernst der Lage dokumentiert die Tatsache, dass Rudi Häussler am Donnerstagabend das Leonberger Rathaus besuchte. In einer geheimen Sitzung mit der Rathausspitze und den Fraktionschefs des Gemeinderates sei die Situation erörtert worden, bestätigte das Rathaus gestern. Der 83 Jahre alte Senator h.c., der in den vergangenen Monaten mehrere schwere Operationen hinter sich gebracht hatte, ließ sich von einem Chauffeur in einer Mercedes S-Klasse vorfahren. "Schreiben Sie lieber nichts", antwortete er freundlich auf Fragen - und sagte ansonsten nur, dass vieles offen sei.

"Eine Option"

Sehr viel weiterhelfen kann ihm wohl auch die Stadt Leonberg nicht. Der Oberbürgermeister Bernhard Schuler schließt zwar einen Erwerb des Geländes nicht mehr aus und bezeichnete dies vorsichtig als "eine Option". Eine Kommune darf aber nur ein Grundstück kaufen, für das sich im Grundbuch kein Schuldeintrag Dritter findet. Erst nach einer Zwangsversteigerung erlischt solch eine Grundschuld, aus den Erlösen einer solchen Auktion werden dann die Ansprüche der Gläubiger befriedigt. Für den W&W-Konzern, in dem die einstige Leonberger Bausparkasse aufgegangen ist, dürfte der Verkauf des Leonberger Geländes ohnehin keine lohnende Angelegenheit sein. Die Wüstenrot Städtebau bezahlte dem Vernehmen nach noch die Sprengung und den Abriss der einstigen Bürotürme zum Preis von drei Millionen Euro, so dass ihr am Ende zwei Millionen Euro übrig bleiben dürften - wenn Häussler die offene Summe bedienen würde.

Häussler warb 2008 für sein Projekt mit der Aussage, dass er rund 80 Millionen Euro Investitionen in die Stadt bringen werde. Das Stuttgarter Architekturbüro Behnisch und Partner sorgte für einen Entwurf, mit dem rund 8000 Quadratmeter Handel, 4000 Quadratmeter für Büros und Praxen sowie 9000 Quadratmeter Wohnflächen auf dem Areal Platz fanden. Für die Stadt und den Gemeinderat gilt die Bausparkassenbrache als Schlüsselgrundstück für die Innenstadtentwicklung und für die Verknüpfung der Altstadt mit den Hochhäusern der neuen Stadtmitte.