Betrüger machen Geld mit gefälschten Anzeigen für günstige Immobilien in Stuttgart: Sie fordern von potenziellen Kaufinteressierten vor der Besichtigung eine Kaution, die dann auf Nimmerwiedersehen im Ausland verschwindet.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Die Suche nach bezahlbarem Wohnraum in Stuttgart ist nicht einfach, das hat die Gerlinger Familie Schubert (Name geändert) längst gemerkt. Umso größer war die Freude, als sie in dem Portal Immowelt.de ein Haus in Botnang aufspürte, das nicht nur ihren Vorstellungen perfekt entsprach, sondern auch noch zu einem Preis von 293 000 Euro für seine Lage, Größe und Ausstattung sehr günstig zu haben war. Noch größer war jedoch die Wut und Enttäuschung, als die Schuberts merkten, dass wohl Betrüger die Anzeige ins Internet gestellt hatten. Der Anbieter wollte Geld dafür haben, die Familie als ernsthaften Interessenten wahrzunehmen. Gut 2200 Euro sollten die Schuberts überweisen. Nicht als Anzahlung, sondern als Pfand ihrer ernsten Absichten.

 

Für die Ermittler ist die Betrugsmasche nicht neu

Die Schuberts haben nicht bezahlt, sie sind zur Polizei gegangen. Für die Ermittler im Betrugsdezernat ist die Masche nicht neu. Interessenten aufzufordern, eine Vorauszahlung zu schicken, ohne dafür irgendeine Gegenleistung zu erhalten, sei weit verbreitet und funktioniere trotz vieler Warnungen immer wieder, sagt die Polizeisprecherin Daniela Waldenmaier. Zum Schutz haben die Spezialisten der Kripo einen einfach zu beherzigenden Ratschlag parat: Immer misstrauisch werden, wenn vorab Geld verlangt wird. „Das ist einfach unüblich“, sagt Waldenmaier. Im Internet warnen vor der Anbieterin, die vermeintlich in Spanien lebt, reihenweise Blogs und Seiten von Betroffenen. Die Person, vor der gewarnt wird, gibt es zwar in der Realität, sie hat mit der Masche aber überhaupt nichts zu tun. Wenn den Mails an die Kaufinteressenten die Kopie eines spanischen Personalausweises einer Christiana Estev Serra angehängt sei, handele es sich um ein gestohlenes Dokument, das von den Betrügern missbraucht werde. Offenbar seit Jahren, denn die einschlägigen Internetseiten verraten, dass Anzeigen unter diesem Namen im Laufe der Jahre überall da aufgetaucht sind, wo Wohnraum teuer und rar ist und man mit Lockangeboten Geld abzocken kann: München, Köln und Hamburg stehen auf den Listen.

Auch eine tragische Geschichte wird mitgeliefert

Die Spur führe nur vermeintlich nach Spanien zu der mysteriösen Frau – von der neben dem Ausweis stets auch noch eine tragische Geschichte mitgeliefert wird, warum sie aus der Not heraus dringend das Haus verkaufen müsse. Es wird auch auf eine professionell wirkende Seite einer englischen Maklerfirma verwiesen. Doch auch hier führen die Nachforschungen ins Leere. Letzen Endes würde das Geld auf Konten gelenkt, die im Ausland angelegt seien. Für die deutschen Ermittlungsbehörden sei es daher so gut wie unmöglich, an die Drahtzieher heranzukommen, erläutert Daniel Waldenmaier von der Stuttgarter Polizei. Für das Reihenmittelhaus am Rand von Botnang ist im Netz noch eine weitere Anzeige geschaltet – die echte eines Maklerbüros. Das Haus ist nicht zum Verkauf, sondern als Mietobjekt angeboten. Die Maklerin Cordula Nemelka hat das in ihrer Anzeige klargestellt. „Trotzdem rufen noch Leute an, die fragen, ob das Haus nicht doch zu verkaufen sei“, sagt sie. Cordula Nemelka spricht die gleiche Warnung aus wie die Polizei: „Nie vorab irgendeine Gebühr bezahlen. Da gibt es in unsere Branche nicht“, sagt die Fachfrau. Einen zweiten Tipp hat sie auch noch auf Lager: „Bei Schnäppchen sollte man hellhörig werden.“ In Stuttgart seien die Preise zurzeit hoch, ein Objekt wie das von ihr zur Vermietung in Botnang angebotene Reihenhaus sei auf keinen Fall für unter 300 000 Euro zu haben, schätzt die Maklerin. „Aber damit arbeiten auch die Betrüger. Sie hoffen, dass die Leute dadurch unüberlegt handeln und schnell das Geld überweisen.“

Betrugsmuster ist überwiegend von Vermietungen bekannt

Bei Immowelt kenne man die Masche vor allem bei Mietangeboten, sagt die Pressesprecherin Barbara Schmid. „Typischerweise sitzen die Vermieter in London und versprechen, gegen eine Sicherheitsleistung den Wohnungsschlüssel zu schicken.“ Verkaufsangebote mit betrügerischen Absichten seien eher die Ausnahme. Der Anbieter Immowelt versuche, durch Programme eingehende Anzeigen auf verdächtige Einträge zu durchforsten. Einer der Parameter, der dabei abgefragt werde, sei der Preis, wenn allzu verlockende Schnäppchen eingestellt werden. Ähnlich hält es auch die Firma Immoscout. Beide Portale haben ein Team, dass die Echtheit der eingehenden Anzeigen kontrolliere, betonen die Pressesprecher.