Elf Sozialhilfeträger fordern eine andere Wohnungspolitik von der Stadt Stuttgart, andernfalls drohe eine neue Wohnungsnot. Vor allem müssten wieder mehr bezahlbare Sozialwohnungen gebaut werden.

Lokales: Mathias Bury (ury)

Stuttgart - Die Arbeitsgemeinschaft der Freien Träger in der Wohnungsnotfallhilfe übt Kritik an der Wohnungspolitik der Stadt. Diese müsse etwas dagegen tun, dass der Bestand an Sozialwohnungen weiter abnehme. Andernfalls werde sich eine neue Wohnungsnot einstellen, die besonders die einkommensschwachen Haushalte treffe. In einem Schreiben an die Verwaltung und an die Ratsfraktionen äußern die elf Träger der Arbeitsgemeinschaft ihre „Sorge über die Entwicklung auf dem Wohnungsmarkt“. Wie in anderen Ballungsräumen sei in Stuttgart zu beobachten, „dass die Wohnungsnot wieder zunimmt“. Es sei eine „dramatische Verknappung von finanzierbarem Wohnraum“ festzustellen, die besonders die Klientel der Wohnungsnotfallhilfe treffe.

 

Immer weniger Sozialwohnungen

Neben steigenden Immobilienpreisen und Wohnungsmieten komme hinzu, dass Bauflächen in Stuttgart sehr knapp seien. „Das ist besonders fatal“, schreiben die Träger. Da die Zahl der Niedriglohn- und Zeitarbeitsverhältnisse zunehme, wachse die Gruppe der Menschen, welche die Mieten nicht mehr zahlen könnten. Dies gelte vor allem für Alleinerziehende, Arbeitslose, ausländische Mitbürger und Jugendliche ohne Ausbildung. Besonders für Einpersonenhaushalte sei das Angebot knapp. Die Stadt müsse dafür sorgen, dass die Zahl der sozial gebundenen Wohnungen nicht weiter sinke. Diese seien seit 1987 von 34 000 auf 16 000 zurückgegangen, eine weitere Abnahme auf 14 000 bis 2017 sei prognostiziert. Die Arbeitsgemeinschaft fordert, dass die Stadt ihre Mittel für den öffentlich  geförderten Wohnungsbau aufstockt.

Immer weniger Sozialwohnungen

„Jährlich müssen mindestens 300 geförderte Mietwohnungen gebaut werden“, heißt es. Und die Stadt müsse „Belegungsrechte im Bestand kaufen“. Die Träger fordern, dass die Tätigkeit der städtischen Wohnungsbaugesellschaft SWSG wieder „an den Zielen einer sozialen Wohnraumversorgung“ ausgerichtet wird.

Winterasyl derzeit schon belegt

Wie berichtet, ist das Angebot der Wohnungsnotfallhilfe der Stadt, das bei den Trägern 1830 Plätze unterschiedlicher Betreuungsstufen vorhält, so stark gefragt, dass derzeit auch das Winterasyl als Unterkunft genutzt wird. Das Problem ist, dass die Zahl der Hilfesuchenden steigt. Zu den in der Arbeitsgemeinschaft organisierten Trägern der Wohnungsnotfallhilfe gehören die Ambulante Hilfe Stuttgart, das Frauenwohnprojekt ASH, der Caritasverband, die Heilsarmee, die Evangelische Gesellschaft, der Sozialdienst katholischer Frauen, der Suchthilfeverein Lagaya, die Sozialberatung Stuttgart und die justiznahen sozialen Dienste Präventsozial.