Die Spannweite reicht von der Tracht Prügel bis zum sexuellen Missbrauch: Fast ein Drittel der Bundesbürger spricht in einer neuen Umfrage von Gewalterfahrungen in der Kindheit.

Ulm - Fast jeder siebte Bundesbürger hat nach einer neuen wissenschaftlichen Studie als Kind sexuellen Missbrauch erfahren. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage unter rund 2500 Bundesbürgern von 14 bis 94 Jahren hervor, die Forscher der Universität Ulm am Donnerstag in Berlin vorstellten. Danach gaben 13,9 Prozent der Befragten an, dass sie in ihrer Kindheit sexuelle Übergriffe erlebten. Daneben ermittelten die Wissenschaftler für ihre Studie auch die Häufigkeit für emotionale und körperliche Misshandlung sowie Vernachlässigung. Danach trifft Gewalt als Kindheitserfahrungen knapp ein Drittel (30,8 Prozent) der Bevölkerung in Deutschland.

 

Kein Rückgang der Zahlen

Bei einer vergleichbaren Studie, die 2010 gemacht und 2011 veröffentlicht wurde, gaben 12,6 Prozent der Befragten sexuelle Übergriffe an, berichtete Jörg Fegert, ärztlicher Direktor der Kinder- und Jugendpsychiatrie der Uni Ulm. „Es gibt also keine Entwarnung und keinen Rückgang. Die Zahlen bewegen sich weiter auf hohem Niveau.“ Der Wert für andere Gewalterfahrungen in der Kindheit lag vor sechs Jahren bei 35,5 Prozent.

„Bei allen Misshandlungsformen ist die Familie der zentrale Ort, an dem dieses Leid geschieht. Oft wird das noch gemehrt durch Übergriffe in Institutionen, in denen Kinder zum Schutz oder in ihrer Freizeit sein sollten“, ergänzte Fegert. Nach dem jüngsten Bericht der Weltgesundheitsorganisation habe Deutschland beim Blick auf Misshandlungen und Missbrauch von Kindern und Jugendlichen in Europa aber keine Sonderstellung. „Die Häufigkeitswerte liegen im Durchschnitt.“

Ausgewählte Ergebnisse der neuen Studie im Detail: