Wenn Maschinen miteinander kommunizieren, spart das Zeit und Geld. Der Branchenverband im Land geht für 2015 von einem bundesweiten Umsatzrückgang von zwei Prozent aus. Wachstumschancen erhoffen sich die Firmen von Druck 4.0.

Stuttgart - Ein Jahr – mehr Zeit blieb der Druckindustrie in Deutschland nicht zum Durchatmen. 2014 war der Umsatz gegenüber 2013 stabil. Real konnten die Druckfirmen damals sogar 100 Millionen Euro mehr umsetzen als im Vorjahr. Zum Halbjahreswechsel 2016 allerdings zeigt sich: Die Atempause ist vorbei. Die Erwartung, dass sich die Branche nach dem Marktaustritt zahlreicher Druckereien in den vergangenen Jahren nun konsolidieren würde, „hat sich so nicht erfüllt“, sagt Melanie Erlewein vom Verband Druck und Medien in Baden-Württemberg (VDM).

 

Den Hauptgrund für die schwierige Lage sieht der Verband im anhaltend hohen Wettbewerbsdruck durch die niedrigen Preise, die am Markt zu erzielen seien. Der Druckindustrie sei es nicht gelungen, vom allgemeinen Wirtschaftswachstum des Jahres 2015 zu profitieren, gibt der Verband in Baden-Württemberg einen Tag vor seiner Jahrestagung in Fellbach an diesem Freitag bekannt.

Bundesweit geht der VDM für 2015 von einem Umsatzrückgang von zwei Prozent auf 20,3 Milliarden Euro aus. Dieser Wert ergibt sich, wenn man alle Betriebe mit einem Jahresumsatz von mehr als 17 500 Euro einbezieht.

Für die Landesebene gibt es keine genauen Zahlen. Denn das Statistische Landesamt gibt nur zusammengefasste Werte bekannt – für Druckbetriebe und Firmen, die bespielte Ton-, Bild- und Datenträger vervielfältigen. In diesem Wirtschaftszweig ging der Umsatz 2015 insgesamt um fast sieben Prozent zurück. In der Druckwirtschaft für sich genommen entspräche das Minus aber dem Bundestrend von etwa zwei Prozent, sagt Erlewein.

Die Druckmaschine gibt der Falzmaschine Anweisungen

Wachstumschancen erhoffen sich die Betriebe vor allem in Bezug auf den Druck 4.0. Unter Industrie 4.0 versteht man – kurz gesagt – die Vernetzung von Maschinen und Produktionsteilen sowie von Maschinen untereinander. So kann etwa ein Metallteil in der Autoherstellung über auf dem Teil gespeicherte Daten der Maschine mitteilen, wie es verarbeitet werden muss. Das macht es leichter, auf einer Fertigungsstraße schnell hintereinander unterschiedliche Teile zu produzieren. Auf ähnliche Weise verändert sich auch die Druckwirtschaft: Zwar kommuniziere nicht das Papier mit der Maschine, sagt Erlewein vom VDM – aber die Maschinen kommunizierten untereinander. „Zum Beispiel kann die Druckmaschine der Falzmaschine mitteilen, wie ein Produkt nach dem Druck gefalzt werden soll.“ Im Idealfall müssten dann vom Eingang des Auftrags bis zum Versand keine Daten mehr manuell an Maschinen eingegeben werden. Das spart Personal und Zeit. Viele Druckunternehmen im Land seien hier vorne mit dabei, sagt Erlewein. Die Druckerei Bairle GmbH aus Dischingen bei Heidenheim etwa wurde im Februar vom Landeswirtschaftsministerium für die Entwicklung einer Industrie-4.0-Lösung ausgezeichnet.

Hoffnung macht der Branche zudem der Blick auf die Investitionen: Der VDM geht davon aus, dass die Betriebe 2016 wieder stärker als zuletzt in neue Anlagen investieren werden. Dafür sei vor allem die Drupa – die weltweit größte Messe für Druck und Papier – ausschlaggebend. Sie findet alle vier Jahre in Düsseldorf statt, zuletzt Ende Mai. Da Druckbetriebe bei der Messe auf Rabatte und Innovationen hofften, warteten sie erfahrungsgemäß mit Investitionen bis zur nächsten Messe. Und tatsächlich: „Die Druckmaschinenhersteller berichteten nach der diesjährigen Drupa von Abschlüssen, die besser als im Jahr 2012 gewesen seien“, sagt Erlewein.