Auf der Messe Intergastra ist die erste Gastrokönigin gekürt worden – zwischen intelligenten Spülmaschinen und Leckereien wie Jakobsmuscheln.

Stuttgart - Stefanie Kramer ist von Berufs wegen Stammgast auf der Intergastra. Die Geschäftsführerin der Fachzeitschrift Hessische Gastronomie weiß, wo auch an diesem Sonntagmittag die meisten Besucher hingehen: „Dort wo es viele Kostproben gibt.“ Tatsächlich kann, wer einen krisensicheren Magen hat, sich in den nächsten Tagen vor allem in Halle 3 quasi von Stand zu Stand durchfuttern und sich das Mittagessen sparen. Von der Hirschsalami bis zur Tiefkühlpizza über den Topfenstrudel, überall werden den Flaneuren die Häppchen gereicht – und das nicht zwangsläufig auf Pappgeschirr. Die Happen jedenfalls, die Christoph Rainer und Andreas Schweiger zubereiten, landen auf weißem Porzellan. Beide Männer sind hochdekoriert, Rainer mit zweien, Schweiger mit einem Stern. Beide kochen beim Sternegipfel der Allgemeinen Hotel- und Gastronomie-Zeitung auf einer Schaubühne im Atrium der Stuttgarter Messehallen. Während Christoph Rainer isländischen Kaisergranat, Koriandermus und rosa Grapefruit in Aperol zubereitet und dafür irgendwann auch eine Aquariumpumpe einsetzt, plaudert sein Münchner Kollege eine halbe Stunde später begeistert über die Vorzüge von frischen Jakobsmuscheln. „Je schwerer die Muscheln aufgehen, umso frischer sind sie“, erklärt der Fernsehkoch, und überhaupt seien die Jakobsmuscheln mit Blumenkohl und Vanillearoma „oberhammergeil“. Wer weit genug vorne sitzt, darf kosten.

 

Modernste Küchentechnik

Den Organisatoren der Intergastra freilich geht es nicht darum, die Messebesucher durchzufüttern, vielmehr sollen die neuesten Trends im Hotel- und Gaststättengewerbe gezeigt werden. Deshalb darf die Halle mit der Küchentechnik und den Speiseverteilsystemen nicht fehlen. Dort findet sich inmitten von Besteckpoliermaschinen, Vakuumverpackungsgeräten und Hochleistungsfritteusen auch Wolfgang Hesse. Er erklärt für die Offenburger Firma Hobart die Vorzüge von „intelligenten Spülmaschinen“, die dann bei entsprechender Größe schon mal 50 000 Euro aufwärts kosten können. Dafür wissen sie, wann der Wasserdruck erhöht werden muss und wie viel Wasser überhaupt notwendig ist, um einen Korb mit Tellern sauber zu kriegen. Hesse spricht mit Inbrunst von „Sensotronic“ und „integrierter Osmose“, die dafür sorge, dass Gläser ohne Flecken aus der Spülmaschine kommen.

Mit viel Herzblut dabei sind auch die Mädels auf der Bühne in Halle fünf. Dort haben sich Bierköniginnen, Blütenprinzessinnen, die Echinger Kartoffelkönigin und die aktuelle Allgäuer Käsekönigin herausgeputzt. Ihnen hat der Hotel- und Gaststättenverband die Aufgabe gestellt, eine Gastrokönigin zu wählen. Vor dem Votum aber erfahren die Zuhörer erst einmal, dass die Mecklenburger Weinprinzessin siebeneinhalb Stunden nach Stuttgart gebraucht hat, dass die Teinacher Wasserkönigin gut schwimmen kann, und die deutsche Bernsteinkönigin immer ein Lächeln auf den Lippen hat. Zumindest Dehoga-Präsident Peter Schmid ist begeistert: „Das ist einmalig, so etwas ist mir in meiner ganzen Laufbahn noch nicht passiert.“

Wenig später kann er dann den Arm um Valentina Durstberger, die frisch gekürte Gastrokönigin legen. Und sie bekommt im Rampenlicht gleich einen Vorgeschmack auf das, was sie erwartet: „Die Gastrokönigin führt die Genüsse zusammen“, lässt Schmid die Zuhörer wissen. Die ziehen weiter, und die edlen Damen bekommen immerhin noch eine große Tafel Schokolade für den Nachhauseweg überreicht.