Die beiden Branchenkenner Diez und Dudenhöffer glauben, dass Automessen generell an Attraktivität verlieren. Dudenhöffer meint, es gebe keine richtige Spannung mehr, weil wichtige Neuheiten bereits vor der Messe vorgestellt worden seien. So hat etwa der neue Pick-up von Mercedes-Benz ebenso schon Weltpremiere gefeiert wie der Polo von VW, der Audi A8 oder der Porsche Cayenne, die nun in Frankfurt im Rampenlicht stehen. Diez weist darauf hin, dass man sich gut online informieren und Videoclips herunterladen könne. Das sei bequem und billig. Warum, so Diez, solle man sich dann ins Gedränge einer Messe stürzen?

 

Für VDA-Präsident Wissmann indes ist die IAA längst „mehr als eine Autoshow“. Wissmann unterstreicht, dass immer mehr IT- und Tech-Firmen wie Facebook, SAP, Google oder der Chip-Gigant Qualcomm, die beim digital vernetzten und autonom fahrenden Auto der Zukunft mitmischen wollen, nach Frankfurt kommen. Wissmann will auf der IAA zusammenbringen, was auseinanderstrebt: In den USA hat sich die Elektronikmesse CES als wichtiges Schaufenster für Autohersteller etabliert. Auch die weltweit größte Handymesse MWC in Barcelona und die Computermesse Cebit ziehen Aussteller aus der PS-Branche an.

Digitale Neuerung sind auf anderen Messen zu sehen

Willi Diez beurteilt Wissmanns Bemühungen skeptisch. „Wer das Neueste aus der digitalen Welt sehen will, geht auf andere Messen. Die IAA kann hier immer nur zweiter Sieger sein“, urteilt der Wissenschaftler und spitzt dies in einer gewagten These zu, die den dramatischen technologischen Wandel in der Autobranche gut veranschaulicht. „Vielleicht“, so prophezeit Diez, „werden einmal auf der Internationalen Funkausstellung in Berlin mehr Autos stehen als auf der Internationalen Automobil-Ausstellung in Frankfurt.“