Was ist in Leverkusen denn schöner als in Stuttgart?
Hier habe ich die Chance bekommen, mich zu präsentieren und zu spielen. Dass ein so etablierter Verein wie Bayer bereit ist, auf einen so jungen Mann wie mich zu setzen, hat mich von Anfang an überzeugt. Als ich gekommen bin, hat mich doch kaum ein Spieler gekannt. Trotzdem habe ich in Leverkusen gleich das Vertrauen der Leute gespürt. Sie haben zu mir gesagt, dass ich einfach mein Ding machen soll und dass das Tor in der Bundesliga genauso breit ist wie in der dritten Liga.

Also 7,32 Meter.
Zwischen den Pfosten habe ich mich schon immer sehr wohl gefühlt.

Gibt es dennoch auch etwas, das in Stuttgart für Sie schöner war als in Leverkusen?
Ja, das Wetter. Hier im Westen ist es häufiger trüb, regnerisch und auch ein paar Grad kälter als in meiner alten Heimat.

Beobachten Sie den VfB immer noch aufmerksamer als die anderen Clubs?
Solange ich in der vergangenen Vorrunde noch an Bayer ausgeliehen war, habe ich das intensiv getan. Aber auch jetzt verfolge ich das Geschehen beim VfB interessiert, auch wenn ich in Stuttgart nur drei oder vier Wochen bei den Profis am Start war. Zudem schaue ich nach wie vor, wie die zweite Mannschaft abschneidet. Da kenne ich noch viele Spieler.

Haben Sie auch noch Kontakt – etwa zu Raphael Holzhauser, Antonio Rüdiger und Kevin Stöger, die im Sommer zu den Profis aufgerückt sind?
Ab und zu schreiben wir uns eine SMS. Von daher weiß ich schon noch, was beim VfB gerade so alles passiert.

Da Sie auf dem Laufenden sind – hätten Sie erwartet, dass Holzhauser am vergangenen Samstag in Nürnberg erstmals in der Anfangsformation der Profis stehen würde?
Nein, das hat mich schon überrascht. Denn zuletzt hieß es ja immer, dass die jungen Spieler noch nicht so weit sind.

Erinnert Sie das auch an die Erfahrungen, die Sie am Ende Ihrer Zeit in Stuttgart gemacht haben?
Bei mir war es so, dass ich im Januar 2011 meinen Profivertrag beim VfB unterschrieben habe, weil mir ein fairer Zweikampf mit Sven Ulreich versprochen wurde.

Und dann?
Dann hat mir der Torwarttrainer Andreas Menger gleich beim ersten Profitraining nach der Sommerpause gesagt, dass ich ein paar Tage später in der zweiten Mannschaft bei Arminia Bielefeld spielen soll. Damit waren die Fronten schnell abgesteckt. Bei den Freundschaftsspielen durfte ich später nur gegen unterklassige Mannschaften ran. Ansonsten war Sven Ulreich gesetzt – und ich bei den Amateuren.

Warum haben Sie sich bei Menger nicht sofort beschwert?
Ich habe versucht, mich im Training weiter aufzudrängen. Durch Fleiß, Ehrgeiz und Leistung – und nicht durch Reden.

Ihre Enttäuschung dürfte groß gewesen sein.
Natürlich war ich traurig. Dennoch habe ich den Kopf nicht in den Sand gesteckt, sondern weiter hart an mir gearbeitet. Das hat sich ausgezahlt. Denn ausgerechnet bei diesem Spiel in Bielefeld saß dann eine Leverkusener Delegation auf der Tribüne und hat mich beobachtet.

Das war vermutlich Ihr Glück. Kurz danach wurden Sie jedenfalls verpflichtet.
Bayer hat mich direkt ins kalte Wasser geworfen und später auch noch eine hohe Ablösesumme für mich bezahlt. Mehr Wertschätzung geht ja gar nicht. Beim VfB würde ich dagegen jetzt vielleicht immer noch in der dritten Liga spielen. Das hätte mich jedoch nicht mehr weitergebracht.