Kultur: Stefan Kister (kir)
Welche Akzente wollen Sie in der Thomas-Mann-Villa setzen?
Das soll ein Stipendiatenprogramm für Doktoranden und Wissenschaftler aller Fachrichtungen werden. An dem Ort, an dem Thomas Mann gut zehn Jahre gelebt hat, sollen sie sich in seinem Geist mit Fragen der Migration und Integration auseinandersetzen. Ich möchte einen intellektuellen Austausch zwischen Deutschland und Amerika anregen. Jeder Amerikaner weiß, dass unser Land eine wichtige Wirtschaftsnation ist, und jeder weiß, die haben Hitler hervorgebracht und die halbe Welt zerstört. Aber dass es ein geistiges Deutschland mit einer unerhörten Tradition gibt, das einen Beitrag zur Weltkultur geleistet hat - das ist nicht so bekannt.
Werden nicht eher wir künftig Bedarf haben, Amerika zu verstehen?
Man muss sich schon fragen, wie ein Herr Trump die Präsidentschaftswahl gewinnen konnte. Aber für mich waren beide Kandidaten schwierig. Der große Verlierer ist nun Amerika. Wir verdanken dem Land in politischer Hinsicht viel. Aber heute sind wir in Deutschland in einer wesentlich besseren Situation. Ich bin sehr froh, hier leben zu können.
Trotz des Erfolges einer Partei wie der AfD?
Ein paar Dummköpfe gibt es nun einmal in jedem Land.
Die Geschichte der Migration, an die sie in Amerika erinnern wollen, holt uns gerade ein.
Ich bin der festen Überzeugung, dass die Bundeskanzlerin im letzten Jahr gar keine andere Wahl hatte, als zu sagen, wir nehmen Flüchtlinge in großer Zahl auf. Ich bin ebenso überzeugt, dass wir das gut bewältigen können. Und ich bin drittens der festen Überzeugung, dass das Christentum durch den Islam nicht gefährdet ist. Das ist ein Popanz, den man vorschiebt, um sich davor zu drücken, Flüchtlingen die Hilfe zu erweisen, die sie verdienen. Für mich als bekennenden protestantischen Christen ist das aber eine klare Aufgabe. Solange wir unsere Überzeugung leben und öffentlich vertreten ist das Christentum nicht bedroht.