Was ist dort los?
Bosch hat in Standortsicherungsvereinbarungen, die den Beschäftigten seit Jahren große Opfer – auch in Form von Entgelteinbußen – abverlangen, beiden Standorten Investitionszusagen gemacht, die so aber nicht für beide Standorte gleichzeitig eingehalten werden können. Die Arbeitnehmer haben ihren Teil der Vereinbarung pünktlich erfüllt. Im Gegenzug erwarten wir das jetzt – trotz der Schwierigkeiten - auch von der Arbeitgeberseite. Da möchte ich an Robert Bosch erinnern, der gesagt hat: „Einen Vertrag abschließen ohne Hintergedanken, ihn aufs Pünktlichste erfüllen, ist eine Tat von höchster geschäftlicher Klugheit“. An beiden Standorten ist die Stimmung angespannt. Betriebsräte und Beschäftigte warten mit zunehmender Ungeduld auf eine „kluge“ Entscheidung der Geschäftsführung und der verantwortlichen Leitungen. Es geht immerhin um 200 bis 300 Beschäftigte an jedem Standort.
Wie könnte eine Lösung aussehen?
Es gibt Alternativen. So müsste nur die geplante Verschiebung von Fertigungsmengen bei Alterzeugnissen nach Osteuropa zeitlich gestreckt werden. Das kostet vielleicht etwas von der Rendite. Aber auch hier können wir auf unseren Firmengründer zurückkommen, der gesagt hat: „Lieber Geld verlieren, als Vertrauen“.
Apropos Geld. Daimler will in seiner Verwaltung Kosten senken. Ist das auch für Bosch ein Thema?
Ja, natürlich. Auch Bosch konzentriert Verwaltungsaufgaben zentral in sogenannten Shared Service Centern. Diese entstehen bei uns aber vor allem hier im Großraum Stuttgart. Und damit gilt für die Beschäftigten auch der Metalltarif von Baden-Württemberg. Unsere größte Einheit ist der Einkauf. Rund 1000 Mitarbeiter sind in Stuttgart-Zuffenhausen tätig. Bosch hat mit der Zentralisierung schon ziemlich früh begonnen. Angefangen hat das vor zehn Jahren. Damals ging es um Bestelleingänge und Routinen bei der Auftragsbearbeitung im Handelsgeschäft. Die Zentralisierung und Auslagerung der Rechnungsprüfung nach Indien hat allen gezeigt, dass es mit Verlagerung in ein Niedriglohnland alleine nicht getan ist. Insoweit konnten aus diesem Fall wichtige Erfahrungen gewonnen werden, die einer der Gründe für den Aufbau starker Zentren in Stuttgart waren.
Wie aktuell ist das Thema derzeit?
Wir erleben derzeit, dass im zentralisierten Einkauf und in der Buchhaltung die Standardisierung der Prozesse sehr schnell voranschreitet. Unterteilt wird in reine Routine und in höherqualifizierte Tätigkeiten. Und es kommt zu Verlagerungen von Teilen der Routinetätigkeiten in unsere Call Center nach Magdeburg und nach Rumänien.
Da gelten sicher andere Tarifbedingungen.
In Magdeburg streiten wir seit geraumer Zeit um eine Tarifbindung. Wir wären froh, wenn wir das höherqualifizierte Geschäft, wo es auf betriebswirtschaftliche Grundkenntnisse ankommt, nach Magdeburg bekämen. Unser wichtigstes Ziel ist, möglichst viele Arbeitsplätze in den mittleren kaufmännischen Qualifikationen an unseren Strandorten hier in Deutschland – auch außerhalb des Großraums Stuttgart – zu erhalten.
Über Zuffenhausen haben wir geredet. Wo konkret sind die anderen Standorte?
Ein zweites Zentrum befindet sich in Stuttgart beim Bülowbogen, dort kümmern sich 300 Beschäftigte um administrative Personalthemen. In Ditzingen ist der Bereich Finanzen und Buchhaltung angesiedelt. Unsere Strategie ist dabei, unsere Betriebsvereinbarung mobiles Arbeiten anzuwenden. Tätigkeiten, die orts- und zeitungebunden erledigt werden können, müssen nicht zwangsläufig räumlich zentralisiert werden. Das geht auch dezentral.
Das heißt?
Wir stehen in heftigen Auseinandersetzungen, was die Bereiche Einkauf, Buchhaltung und Personal gleichermaßen betrifft. Es ist uns gelungen in zehn Regionen in Deutschland Satelliten zu bilden. Dabei betrachten wir die drei genannten Bereiche nicht isoliert, sondern wollen sie zu Teams zusammenfassen. Ziel ist es, Beschäftigte, die sich über die Bereiche hinweg gegenseitig vertreten können, zu finden. Stuttgart wäre dann so eine Art Leitstelle. Unser Konzept stößt auf der anderen Seite aber noch nicht so richtig auf Gegenliebe. Wir werden da aber nicht lockerlassen.
Die Autohersteller wie Mercedes, VW und sogar Porsche wollen aber auch in der Fertigung den Rotstift ansetzen. Spüren Sie das?
Sie glauben gar nicht, wie wir ständig mit Sparmaßnahmen getriezt werden. Aber bei Bosch liegt der Fokus eindeutig auf den Bereichen, die nicht unmittelbar im Umfeld der Produktion angesiedelt sind. Die Fertigung selber ist vielfach bereits ausgelutscht.