Exklusiv Die Brüder Ethan und Joel Coen sprechen im StZ-Interview über Kino ohne Plot, die Filmkulisse New York und die große Herausforderung, einen musikalischen Schauspieler als Hauptdarsteller zu finden.

London – Abwechslung bestimmt die bald 30-jährige Karriere der Brüder Ethan und Joel Coen, die 1984 ihren ersten Film „Blood Simple“ in die Kinos brachten und seither große wie kleine Filme, Komödien genauso wie Dramen gedreht haben. „Inside Llewyn Davis“, der 16. Film der Oscar-Gewinner, ist nun die zart-melancholische Charakterstudie eines Verlierers, aber in seiner Musik und seinem Humor eben auch ein typischer Coen. Patrick Heidmann traf die beiden zum Interview in London.

 
Ethan Coen, Joel Coen, „Inside Llewyn Davis“ spielt in einem sehr spezifischen Milieu in einer sehr spezifischen Zeit. Was genau hat Sie an der New Yorker Folkszene des Jahres 1961 gereizt?
Ethan Coen: Diese musikalische Richtung, also Folk, Blues und so weiter, ist ganz allgemein unser Ding. Wir haben uns irgendwie auch immer für diese Szene interessiert. Angefangen hat das natürlich alles mit Bob Dylan, der dauernd im Radio lief, als wir noch Kinder waren, und damals unsere Leidenschaft für Musik ausgelöst hat. Durch ihn entdeckten wir auch die Musik, die er selbst einmal gehört hat und die ihn beeinflusst hat. Irgendwann stellten wir uns die Frage, wie die Folkszene eigentlich war, bevor es Dylan gab. Und dabei kam es zur Idee für den Film.
Ist es eigentlich schwierig gewesen, das New York dieser Tage wieder auferstehen zu lassen?
Joel Coen: Es ist auf jeden Fall heutzutage nicht mehr so leicht wie es noch vor gar nicht so langer Zeit mal war. Das Stadtbild hat sich seit den sechziger Jahren doch sehr verändert, nicht nur was die Architektur angeht. Andererseits lautet die Antwort aber gleichzeitig auch: es war noch nie so leicht wie heute. Mit digitaler Technologie kann man so viel mit ein paar Mausklicks machen, wofür früher noch die Handarbeit des Art Departments von Nöten war. Im Idealfall ist es übrigens eine Kombination aus beidem. Wir haben zum Beispiel die legendäre MacDougal Street rekonstruiert – nur eben nicht in der tatsächlichen MacDougal Street, sondern im East Village, weil man im heutigen SoHo kaum noch Ecken findet, die Ähnlichkeiten mit damals haben.