Am Sonntag läuft bereits die 1500. Folge des ARD-Dauerbrenners „Lindenstraße“. Doch ihrem Erfinder, Hans W. Geißendörfer, gehen die Ideen nicht aus. Im Interview spricht er über Quoten, das Image und die Zukunft der Serie.

Stuttgart - Der Erfolg der „Lindenstraße“ beruht darauf, dass sie den Alltag der Zuschauer widerspiegelt. Daran, dass die gesellschaftlichen Themen inzwischen abgearbeitet sein könnten, glaubt ihr Schöpfer, Hans W. Geißendörfer, nicht. Was er vor 28 Jahren ins Leben rief, treffe nach wie vor einen Lebensnerv.
Herr Geißendorfer, am Sonntag zeigt die ARD die 1500. Folge der „Lindenstraße“. Wird es auch eine 2000. geben?
Ich hätte nichts dagegen. Nächstes Jahr wird die „Lindenstraße“ dreißig, und es dürfen ruhig noch dreißig Jahre werden.
Auf dem Gipfel des Erfolges kommt unweigerlich die Frage nach dem Rücktritt. Haben Sie schon drüber nachgedacht, eins der Jubiläen für Ihren Abschied zu nutzen?
Zum Glück hat mir bislang noch niemand den Rücktritt nahegelegt. Die „Lindenstraße“ ist immer noch das Zentrum meiner beruflichen Lebenswelt, und auch an meiner Leidenschaft hat sich nichts geändert. Natürlich weiß ich auch, dass das nicht ewig so weitergehen wird, deshalb habe ich mir sehr wohl bereits Gedanken über die Nachfolge gemacht. Aber das hat noch Zeit.
Ihr Vertrag ist kürzlich um zwei Jahre verlängert worden. Warum so kurz?
In der Anfangszeit gab es sogar nur Ein-Jahres-Verträge, bis ich den Sender davon überzeugen konnte, das wir längere Fristen brauchen, um langfristige Geschichten planen zu können. Seither waren es immer drei Jahre. Aber zwei Jahre genügen uns auch, um zu beweisen, dass „Lindenstraße“ nach wie vor in die Fernsehlandschaft gehört.
Sie sehen die kürzere Vertragszeit nicht als Zeichen dafür, dass es womöglich doch keine weiteren dreißig Jahre werden?
Eigentlich nicht, aber natürlich gibt mir zu denken, wie andere verdiente Serien als angeblich veraltet im Orkus entsorgt werden. Vermutlich denken die Programmverantwortlichen in diesem Zusammenhang auch über „Lindenstraße“ nach, aber es gibt einige Zeichen, die mich zuversichtlich stimmen.
Welche Zeichen sind das?
Der Sender unterstützt uns im Bemühen, die Serie der Zeit anzupassen. Wir erhalten eine neue Kameraausstattung, um ein moderneres Aussehen zu bekommen. Bisher sind unsere Kameras kaum beweglich.