Am Freitag beginnt der ehemalige „Tagesschau“-Sprecher Marc Bator seinen neuen Job bei Sat 1. Ein guter Tausch, findet er. Auch jenseits der Sendung will der gebürtige Hannoveraner demonstrieren: Ich kann auch anders – und zwar locker.

Stuttgart – Er ist der erste „Tagesschau“-Sprecher, der zur privaten Konkurrenz wechselt. Von Freitag an liest Marc Bator, 40, die Nachrichten bei Sat 1. Auch jenseits der Sendung will der gebürtige Hannoveraner demonstrieren: Ich kann auch anders – und zwar locker.
Herr Bator, täuscht der Eindruck, oder trugen Sie bei Ihrem letzten Auftritt in der „Tagesschau“ Schwarz?
Nein, es war ein dunkelblauer Anzug. Vielleicht hat der Produktionsingenieur der Sendung an diesem Tag schwarzgesehen und die Farbe deshalb mehr ins Schwarze gedreht.

Hatte der Abschied etwas von einer Beerdigung?
Gar nicht. Es war zwar die wahrscheinlich letzte „Tagesschau“ meines Lebens, ich finde daran aber nichts Schlimmes. Es wird nur so viel in einen Senderwechsel hineininterpretiert, weil es die „Tagesschau“ ist.

Geben Sie es zu, nach 13 Jahren „Tagesschau“ ist es Ihnen schon kalt den Rücken heruntergelaufen, als Sie zum letzten Mal die Fanfare gehört haben?
Nö, gebe ich nicht zu. Es war eine besondere „Tagesschau“, und es war ein besonderes Gefühl. Ich war ein wenig aufgeregt, hab’s aber auch genossen.

Dabei sollen Sie erst eine Minute vor der Sendung erfahren haben, dass Sie sich nicht persönlich verabschieden dürfen. Was hätten Sie den Zuschauern denn gerne gesagt?
Meine dreizehn Jahre bei der „Tagesschau“ gehen zu Ende. Vielen Dank für alles. Wir sehen uns wieder.

Und zwar bei Sat 1. Warum gerade dort?
So ein Angebot bekommt man nicht jede Woche. Ich war 27, als ich zur „Tagesschau“ kam. Ich konnte mich nicht mit der Vorstellung anfreunden, dort bis zur Rente zu bleiben. Ich wollte mehr Abwechslung.

Die hat es gegeben. Für N3 haben Sie nebenbei ein Reise- und für den WDR ein Rechtsmagazin moderiert.
Das ist richtig. Das Reisemagazin „Nordtour“ moderiere ich seit sieben Jahren, das würde irgendwann mal endlich sein. Und das Magazin „Mein gutes Recht“ ist eingestellt worden. Mir ging es in erster Linie um Lebensveränderung.

Schluss mit den familienunfreundlichen „Krankenschwester“-Schichten?
Nein, das wäre kein Argument. Aber schauen Sie: Ich bin jetzt vierzig Jahre alt. Sie können mit fünfzig im Fernsehen nur noch schwer wechseln. Wenn Sie eine Sendung wie die „Tagesschau“ im Rücken haben, ist es noch schwerer, weil Sie irgendwann untrennbar mit Gesicht und Stimme mit dieser Sendung verbunden sind.

Sat 1 steht nicht für journalistische Kernkompetenz. Tauschen Sie da nicht einen Mercedes gegen einen Toyota?
Mit solchen Vergleichen tue ich mich schwer. Im Schnitt bin ich bei Sat 1 16 bis 17 Mal im Monat auf dem Schirm. Bei der ARD war ich das nur vier Mal um 20 Uhr. Von daher ist das kein schlechter Tausch . . .

. . . was Ihre Erscheinung auf dem Schirm betrifft.
Die Nachrichten bei Sat 1 sind ein hochrespektables Produkt. Sie werden auch nach journalistischen Grundsätzen und Relevanz produziert, sind allerdings zugeschnitten auf die Anforderungen eines kommerziellen Fernsehprogramms. Das heißt, sie richten sich auch ein wenig nach der Frage: Welche Themen bewegen die Zuschauer in ihrem Herzen?

Hat die „Tagesschau“ hier Nachholbedarf?
Grundsätzlich funktioniert die „Tagesschau“ so, wie sie ist. Zu den Nachrichten gehört eine journalistische Distanz. Aber um mehr Zuschauernähe kommen wir nicht herum. Bei Sat 1 ist ein Bericht über einen Rekordsommer im Zweifelsfall wichtiger als parteipolitisches Gezänke zwischen Rot-Grün und Schwarz-Gelb.

Nähe und Distanz, wie passt das zusammen?
Distanz: in der Berichterstattung. Nähe: in der Präsentation. Die darf persönlicher sein.

Gilt das auch für die Garderobe?
Ich kann mir vorstellen, an einem Sommertag oben herum mit Sakko und Krawatte aufzutreten, aber unten eine seriöse Jeans und vielleicht auch Sneakers zu tragen.

Bei Sat.1 wollen Sie demonstrieren, dass der Bator auch anders kann – nämlich locker. Ist das eine Drohung oder ein Versprechen?
Weder noch. Das ist Tatsache. Jetzt habe ich mehr Möglichkeiten, mehr von meiner Persönlichkeit zu zeigen. Mein Weg wird irgendwo an der Schnittstelle zwischen Information und Unterhaltung verlaufen. Ideen oder konkrete Formate gibt es aber noch nicht.