Exklusiv Grobschlächtiger Cop: der Hollywoodschauspieler Orlando Bloom zeigt sich in seinem neuen Film „Zulu“ ungewohnt freizügig und brutal. Im StZ-Interview spricht der Brite über Muskeln, Tätowierungen und das langweiligste Essen der Welt.

Stuttgart – - Wer an Orlando Bloom denkt, hat meistens noch immer Peter Jacksons „Herr der Ringe“-Trilogie vor Augen, mit der dem Briten als Elbenkämpfer Legolas vor 13 Jahren der Durchbruch gelang. Oder vielleicht auch seine Rolle als Will Turner in den kaum weniger erfolgreichen „Fluch der Karibik“-Folgen. Abseits seiner Rückkehr nach Mittelerde mit „Der Hobbit – Smaugs Einöde“ im vergangenen Winter hat sich der 37-Jährige zuletzt auf der Leinwand eher rar gemacht. Nun meldet er sich mit dem Thriller „Zulu“ zurück, mit dem er sich weiter denn je von seinem Image als junger Schönling entfernt. Im Interview mit Patrick Heidmann spricht er über Muskeln, Tattoos, Diäten und seinen beiden Väter.
Herr Bloom, ein tätowierter, saufender Cop mit fast erwachsenem Sohn ist nicht unbedingt eine Rolle, wie man sie von Ihnen kennt. Eine bewusste Kehrtwende?
Durchaus. „Zulu“ war für mich wie ein Geschenk. Mal eine solche Chance zu bekommen und nicht bloß Orlando Bloom, der Mädchenschwarm, zu sein. Ich will mich gar nicht beschweren. Es war toll, eine tragende Rolle in zwei unglaublich populären Trilogien zu spielen. Sowohl ich selbst als auch viele andere haben gutes Geld damit verdient, also ist es logisch, dass man erst einmal in so einer Schublade steckt. Aber in den vergangenen fünf oder sechs Jahren habe ich sehr dafür gekämpft, dort wieder herauszukommen. Auch mit mir selbst.
Tatsächlich?
Klar, einen Großteil des Erwartungsdrucks, den ich nach dem Erfolg der „Herr der Ringe“- und „Fluch der Karibik“-Filme gespürt habe, habe ich mir ja selbst gemacht. Ich musste auch mir selbst erst beweisen, dass ich überhaupt wandelbar bin. Einerseits ist das ein Prozess, der unwillkürlich einsetzt. Denn natürlich wächst man aus dem Rollenschema des jungen Schönlings ganz zwangsläufig irgendwann heraus. Man wird älter, und Hollywood stürzt sich unterdessen auf den nächsten angesagten Kerl. Aber seinen neuen Platz, den muss man irgendwie selbst finden. Unter anderem mit einer Rolle wie nun in der des Brian Epkeen in „Zulu“.
War es hilfreich, dass Sie sich für diese Rolle auch körperlich verändern mussten?
Klar, so etwas hilft bei Rollen immer. Aber mühsam war die Sache auch. Für die Tattoos sitzt man ganz schön lange in der Maske. Und die Muskeln waren mit einer ziemlich strikten Protein-Diät und jeder Menge Training an Gewichten verbunden. Mein Trainer war gleichzeitig auch mein Koch! Für die letzten drei Monate bedeutete das fast nur noch bergeweise gekochte Hähnchenbrust und Fisch, ungewürzt und auch noch ohne Soße. Ein langweiligeres Essen kann man sich kaum vorstellen.
Sie zeigen den neuen durchtrainierten Körper in „Zulu“ ziemlich freizügig. So kennt man Sie gar nicht.
Haha, da haben Sie Recht! Früher hätte ich mir das aber auch überhaupt nicht zugetraut, so vom Selbstbewusstsein her. Ich reiße mich nicht unbedingt darum, meinen nackten Hintern in die Kamera zu halten. Aber dass ich körperlich für den Film in der Form meines Lebens war, hat die Sache definitiv leichter gemacht. Letztlich war es eigentlich sogar ziemlich lustig, zwei Tage lang mit nichts weiter als einer Socke, einer sogenannten cock sock, am Set herumzulaufen und zu sehen, wie alle anderen immer krampfhaft versuchten wegzugucken. Allerdings habe ich jetzt nicht unbedingt vor, das neue Kapitel meiner Karriere über Freizügigkeit zu definieren. Da sind mir schauspielerische Herausforderungen wichtiger, so wie mein Broadway-Debüt kürzlich.