Finden Sie es denn mittlerweile interessanter, Fernsehfilme oder -serien zu drehen anstatt in Kinofilmen mitzuwirken?
Das ist ein ziemlich weites Feld. Deshalb lässt sich Ihre Frage nur schwer beantworten. Ich lese nicht jedes Drehbuch, das auf dem Markt ist. Aber ich kann mich noch nicht einmal daran erinnern, wann ich das letzte Mal im Kino einen aktuellen Film gesehen habe. Die sind nun mal nicht nach meinem Geschmack. Die Paradigmen haben sich komplett verschoben. Wir erleben jetzt eine ganz andere Filmlandschaft. Und wir müssen uns alle in dieser neuen Welt zurechtfinden, Regisseure, Schauspieler. Die Filmindustrie hat sich in den vergangenen zehn Jahren vollkommen verändert.
Fans lieben Sie vor allem für Ihre Filme „Die Braut des Prinzen“ und „Forrest Gump“ von 1987 und 1994. Nervt es, wenn Sie immer noch darauf angesprochen werden?
Nein, die beiden Filme sind doch inzwischen Klassiker und damit zeitlos. Bis jetzt hat sich jede Altersgruppe von diesen Filmen angesprochen gefühlt. Das empfinde ich als eine Ehre. Irgendwie fühle ich mich ein bisschen wie ein Veteran, der seine alten Geschichten erzählt, so nach dem Motto: weißt du noch, damals vor 30 Jahren . . . Wenn ich mir vorstelle, dass sich auch junge Menschen diese Filme anschauen, komme ich mir wie eine Großmutter vor.
Als Sie diese beiden Rollen gespielt haben, waren Sie auf dem besten Weg,ein von allen geliebter Jungstar zu werden. Aber das wollten Sie nicht. Warum eigentlich nicht?
Sie wollten, dass ich das werde.
Wen meinen Sie mit „sie“?
Leute aus der Filmindustrie. Ich werde keine Namen nennen. Aber die dachten sich, dass sie mit mir Geld machen könnten. Das gehört nun einmal zum Geschäft. Das war schon immer so. In den vierziger Jahren war es doch so, dass die Schauspieler faktisch Eigentum der Studios waren. Seitdem hat sich nicht wirklich etwas geändert. Außer dass Schauspieler mehr Geld verdienen und ein paar Entscheidungen selber treffen dürfen. Aber jetzt schweife ich ab. Sie wollten das naive Mädchen aus mir machen, nachdem ich die Rolle der Buttercup gespielt hatte. Da bin ich mir ziemlich sicher.
Wie ist es Ihnen gelungen, nicht den Stempel „naives Mädchen“ aufgedrückt zu bekommen?
Ich habe viele Rollen abgelehnt. Die haben mich nicht vom Hocker gehauen, ich fand sie einfach nur uninteressant. Ich erinnere mich genau an die Zäsur, es war nachdem ich „Forrest Gump“ gedreht hatte. Damals entschied ich mich dagegen, auf dem Titelfoto der „Vanity Fair“ zu erschienen. Das war wie Gotteslästerung. So etwas tut man nicht. Ich erinnere mich, dass ich damals einige Rollen in kommerziellen Filmen nicht bekam, die ich gern gehabt hätte. Ein paar Mal hörte ich folgenden Kommentar: Wenn du die Sache mit „Vanity Fair“ gemacht hättest, dann hätte es auch bestimmt mit diesen Filmprojekten geklappt.
Sie hätten das Spiel also mitspielen müssen. Was hätten Sie denn tun müssen, um die Rollen zu bekommen?
Wenn du lächelnd den ganzen Werbezirkus mitmachst, nett auf dem roten Teppich posierst und keine Chance ungenutzt lässt, dann kann aus dir ein Star werden. Dann hast du einen größeren Wiedererkennungswert, Magazine und Zeitschriften werden auf dich aufmerksam, auf den Titel kommt dein Foto, das sie Leute dann im Supermarkt anstarren. Du wirst zu einer Ware. Willst du das alles aber nicht mitmachen und entscheidest dich dagegen, bist du nicht profitabel.