Am Donnerstag startet „Stonewall“ im Kino, Roland Emmerichs Film über den legendären Schwulenprotest 1969 in New York. Auch über seine Homosexualität spricht der aus Schwaben nach Hollywood gegangene Spezialist für Katastrophenfilme nun ganz entspannt und offen.

Auch ein Regisseur von Megahits in Hollywood hat ein Recht auf Privatleben. Und Roland Emmerich hat es nach dem Wirbel um „Independence Day“ für sich in Anspruch genommen. Er hat mit der Presse gern über seine Arbeit geredet und nie über seine sexuelle Orientierung oder seine Lebenspartner. Mittlerweile aber ist das ein wenig anders. Im Interview erzählt er, welchen Weg er da gegangen ist und warum er nun die Geschichte der Schwulenbewegung aufarbeitet, bevor er sich wieder der nächsten Alien-Invasion zuwendet.

 
Herr Emmerich, Sie waren 14 Jahre alt, als in New York der Stonewall-Aufstand losbrach. Haben Sie das in der schwäbischen Provinz damals überhaupt mitbekommen?
Nein, kein bisschen. Ich bin in einer wirklich kleinen Stadt aufgewachsen, da ist    über das Thema Schwulsein nicht geredet worden. Das fing erst in den Siebzigern und vor allem Achtzigern an, dass   sich in Deutschland Menschen offen zu ihrer Homosexualität bekannt haben.
Wie würden Sie die Bedeutung dieses Ereignisses einordnen?
Im Grunde war das der Anfang der gesamten Schwulenbewegung. Es waren nicht irgendwelche politisch motivierten bürgerlichen Aktivisten, die Unruhen ausgelöst haben, sondern Kids von der Straße, die genug von den dauernden Razzien hatten. Erst daraufhin wurden auch die anderen aktiv, weil plötzlich klar wurde, dass dies der Moment zum Handeln war.
Es ist erstaunlich, dass es nicht längst einen Film über Stonewall gibt . . .
Es gibt einen Dokumentarfilm, und auch einige tolle Dokus vor allem über die Nachwirkungen. Aber als der Autor Jon Robin Baitz und ich unser Drehbuch an zahlreiche Studios schickten, wollte es niemand umsetzen. Einige Produzenten gaben mir noch zu verstehen, dass ein prominenter Hauptdarsteller wie Sean Penn in Gus van Sants „Milk“ etwas ändern könnte. Aber mir ging es um die Straßenkids. Also haben wir beschlossen, „Stonewall“ selbst auf die Beine zu stellen.