Sie wollten schon als kleines Mädchen Schauspielerin werden. In wieweit hat Ihr Großvater, der Drehbuchschreiber und Regisseur war, Sie darin bestärkt?
Ich habe meinen Großvater leider nie kennengelernt, aber die Kultur seiner Heimat. Ich habe dänische Wurzeln, mein Vater kommt aus Kopenhagen und lebte dort, bis er Ende zwanzig war. Zuhause sind wir mit viel dänischer Kultur aufgewachsen.
Wie müssen wir uns das vorstellen?
Meine Mutter ist jüdisch, aber wir haben immer Weihnachten gefeiert, weil wir diese Tradition des dänischen Weihnachtsfestes so sehr mochten. Wir sind auch zu den Erntedankfesten der dänischen Kirche gegangen. Mein Vater hat uns oft dänische Lieder vorgesungen. Er ist Architekt und hat mir viel über dänisches Design beigebracht.
Sprechen Sie denn ein bisschen Dänisch?
Nein, leider nicht. Meine Eltern haben Dänisch miteinander gesprochen, mir kam es so vor, als würden sie es als eine Art Geheimsprache benutzen, die kein anderer versteht außer ihnen. Meine Geschwister und ich haben es nicht gelernt.
Seit Sie ein Teenager waren, haben Sie als Schauspielerin Erfolg. Wem müssen Sie noch etwas beweisen?
Mir selbst. Aber das ist gut so, denn sonst würde ich bequem werden. Ich finde es gut, immer ein bisschen die Angst im Nacken zu haben, versagen zu können. Nicht wirklich Angst, eher ein Gefühl von Unsicherheit.
Es ist also egal, was Sie vorher gemacht haben und wie erfolgreich Sie damit waren?
Schauspieler sind eine komische Spezies. Einerseits musst du an dich glauben. Du musst dir sagen, dass du es kannst und dass du die Richtige für die Rolle bist. Und doch braucht man diese Unsicherheit, um wirklich gut zu sein. Ich nehme gern Rollen an, von denen ich zunächst keine Ahnung habe, wie ich sie spielen soll. Es schadet nicht, erst einmal unsicher zu sein und vor einem Rätsel zu stehen.
Sie spielen auch immer wieder auf der Bühne. Was erleben Sie dort, was Ihnen vor der Kamera fehlt?
Es ist jedes Mal eine unglaubliche Herausforderung. Der Zeitplan macht mich zwar manchmal verrückt. Aber es ist großartig, bei jeder Vorstellung etwas Neues in meiner Rolle zu entdecken. Dafür muss ich mich immer tiefer in meinen Charakter begeben. Dieser Prozess ist unglaublich anstrengend, gleichzeitig aber sehr befriedigend. Und nirgendwo sonst hat man als Schauspieler ein Live-Publikum. Nur im Theater fühlst du die Energie der Zuschauer und hast einen Austausch mit ihnen. Das ist die schönste Arbeit für mich. Ich liebe sie von ganzem Herzen.
Sie engagieren sich auch für Wohltätigkeitsorganisationen wie Oxfam. Warum?
Ich habe mich schon immer engagiert und beispielsweise gemeinnützige Arbeit geleistet. Einer der wundervollen Aspekte meines Jobs ist es, dass ich, da ich im Rampenlicht stehe, diese Öffentlichkeit für meine Projekte nutzen kann. Eines davon, das mir viel bedeutet, ist Oxfam. Ich liebe es, mit dieser Organisation zu arbeiten. Sie macht eine tolle Arbeit und gibt wenig Geld für Verwaltungsaufgaben aus. Oxfam ist integer, das schätze ich sehr. Für mich war es schon immer wichtig, ein soziales Bewusstsein zu haben. So bin ich erzogen worden.
Sie arbeiten immer wieder mit anspruchsvollen Regisseuren zusammen. Trotzdem tauchen Sie in erster Linie in Top-Ten-Listen der „sexiesten“ Frauen auf. Wie gehen Sie damit um?
Das ist nun einmal so ein Nebenprodukt, wenn man Kurven hat. . . (lacht). Aber im Ernst: darüber denke ich nicht nach, niemals. Außer wenn ich nach Sinnlichkeit und Sexappeal gefragt werde. Aber eigentlich habe ich überhaupt nichts dazu zu sagen, weil dieses Thema so langweilig ist.
Aber besser, als auf der Liste der zehn unattraktivsten Schauspielerinnen zu landen.
Definitiv! Es wäre natürlich nicht so gut, wenn die Leute über mich sagen würden, kannst du glauben, wie grottenschlecht Scarlett Johansson aussieht?