Vor der Opernpremiere: der Dramaturg Sergio Morabito spricht über den Start der neuen Intendanz und seine weiteren Pläne.

Stuttgart - Seit Beginn der Spielzeit gehört Sergio Morabito als Chefdramaturg zur Leitung der Staatsoper Stuttgart. Der Intendant Jossi Wieler und er haben nun ihre zweite Produktion erarbeitet, einen Doppelabend mit Arnold Schönbergs „Glücklicher Hand“ und Leos Janáceks „Osud/Schicksal“.

 

Herr Morabito, Sie haben die Halbzeit Ihrer ersten Spielzeit in neuer Funktion erreicht. Wie war der Anfang, wie haben Sie den Zuwachs an Verantwortung bewältigt?
Man schläft weniger und träumt mehr – nicht nur Angenehmes. (lacht) Ich dachte ja zunächst, ich muss jetzt meine Koffer packen – dann kam mit Jossi Wielers Engagement die unerwartete Wendung. Und eine Euphorie: dass man Partner einladen kann für die gemeinsame Arbeit, man völlig frei ist bei der Wahl der Stücke, die man inszenieren möchte. Jetzt habe ich viel zu tun.

Wieler und Morabito gibt es nur im Doppelpack, hieß es in der Ankündigung eines Radiogesprächs. Kränkt es Sie, wenn man Sie nicht als Individuum wahrnimmt?
Nein, weil das so nicht stimmt. Jossi Wieler ist ein bekannter Schauspielregisseur, und ich bin außerhalb dieser Verbindung Dramaturg und folge meinen Stichworten. Außerdem gibt es auch andere erfolgreiche Regieduos in der Oper – was logisch ist bei dieser Kunstform, in der schon im Kern mit dem Librettisten und Komponisten zwei Visionen aufeinandertreffen.

Grundsätzlich gefragt: Können Sie sich vorstellen, allein zu inszenieren oder selbst einmal Intendant eines Hauses zu werden?
Ich habe keine Ambitionen, was eine Intendanz betrifft. Wir haben in Stuttgart eine demokratische Leitungsfunktion etabliert, in der ich mich wunderbar verwirklichen kann. Natürlich freut es mich, wenn Sänger sagen, sie könnten sich gut vorstellen, mit mir als Regisseur zu arbeiten – und ich kann nicht ausschließen, dass es mal passiert; aber ich habe das Gefühl, dass aus der Zusammenarbeit mit Jossi Wieler eine besondere Qualität entsteht, die mehr ist als die Summe der Teile.