Sophie van der Stap war 21 Jahre alt, als bei ihr Krebs diagnostiziert wurde. Sie versuchte, ihr Leben trotzdem zu genießen – und wurde gesund. Ihre Geschichte kommt nun ins Kino. Im StZ-Interview erzählt van der Stap, wie sie ihren Mut behalten hat.

Stuttgart– Sophie van der Stap war 21 Jahre alt, als sie die Diagnose Krebs bekam. Sie beschloss zu kämpfen, rebellierte, wollte ihr Leben genießen. Inzwischen ist sie 29 – und gesund. Der Kinofilm „Heute bin ich blond“ erzählt ihre Geschichte. Im Interview mit Bettina Aust spricht die Niederländerin über Angst, Mut, das Schreiben und ihre neue Heimat Paris.
Frau van der Stap, über Ihre Krebserkrankung haben Sie ein Buch geschrieben, das nun verfilmt worden ist. Mit welchen Gefühlen haben Sie Ihre Geschichte auf der Leinwand gesehen?
Es war komisch. Natürlich war ich sehr gespannt, wie der Film geworden ist. Es war mir wichtig, dass ich ihn alleine anschaue. Ich habe ihn aus zwei verschiedenen Blickwinkeln angeguckt, aus einem beruflichen und einem privaten. Es war eine emotionale Achterbahnfahrt, denn ich habe alles noch einmal durchlebt. Das war auch gut.

Wie oft haben Sie den Film gesehen?
Acht Mal.

Warum ist es eine positive Erfahrung, diese schwere Zeit noch einmal zu erleben?
Ich glaube, es ist nicht gut, bestimmte Sachen zu verdrängen. Meine Erkrankung hat einen festen Platz in meinem Leben. Ich habe mich mit den negativen Gefühlen, die mit dieser Zeit verbunden sind, immer wieder auseinandergesetzt und sie mittlerweile verarbeitet.

Sie haben das Projekt vom Drehbuch bis zum Schnitt begleitet. Wie beurteilen Sie denn nun das Ergebnis?
Ich fand es super, dass der Regisseur Marc Rothemund mir erlaubt hat, mich so in den Entstehungsprozess einzubringen. Manchmal hat er gesagt: „Sophie, es gibt Sachen, die du nicht im Buch geschrieben hast, die wir aber trotzdem brauchen. Hier hast du ein Glas Rotwein und nun erzähl mal.“ Man kommt einander in diesen Momenten sehr nahe. Ich bin stolz darauf, was er aus meinem Buch gemacht hat.

Der Film weicht an einigen Stellen vom Buch ab. Sind Sie damit einverstanden?
Ich weiß ja nicht, wie man einen guten Film macht. Marc hat mir erklärt, dass man ein Buch nicht eins zu eins auf die Leinwand bringen kann, einige Sachen funktionieren da eben einfach nicht. Im Film ist Sophie drei Monate zur Chemotherapie im Krankenhaus, meine Behandlung dauerte aber zwölf Monate mit Unterbrechungen.

Im Film schleichen Sie sich während Ihrer Chemotherapie oft aus dem Krankenhaus, um mit Ihren Freunden ausgiebig zu feiern. Haben Sie das wirklich getan?
Ich habe schon Party gemacht, aber nicht so ausgiebig und mit so viel Alkohol wie im Film. Wir wollten mein Lebensgefühl von damals zeigen. Und wir haben bestimmte Ereignisse verdichtet, einiges auch erfunden. Mein Buch ist mein Buch, das ist meine Geschichte. Und der Film ist meine Geschichte bis zu einem gewissen Grad.