Exklusiv Tilda Swinton ist derzeit in „Only Lovers Left Alive“ im Kino zu sehen. Die Schauspielerin erzählt im Interview, was sie an ihrer Rolle als Vampir-Lady im neuen Streifen von Jim Jarmusch fasziniert.

Cannes – - Mit Lady Di ging sie gemeinsam aufs Internat, in den Achtzigern stand sie für filmische Experimente von Künstlern wie Derek Jarman oder Christoph Schlingensief vor der Kamera, spätestens mit dem Oscar für „Michael Clayton“ kam auch der Mainstream-Erfolg dazu. Damit sind Leben und Karriere von Tilda Swinton noch lange nicht umrissen, schließlich liegt die 53-jährige Britin auch mal schlafend im Museum, tritt in Videos von David Bowie auf oder gründet Filmfestivals. Vom 25. Dezember an ist sie als Unsterbliche im Film „Only Lovers left alive“ von Jim Jarmusch zu sehen.
Miss Swinton, Sie haben über „Only Lovers left alive“ gesagt, dass Sie vor allem das für die meisten Menschen „unsichtbare Leben“ der Vampire interessiert. Sie selbst dürften Unsichtbarkeit nicht mehr kennen, oder?
Täuschen Sie sich nicht. Ich spreche nicht von etwas Banalem wie dem Wunsch nach Privatsphäre. Was mich reizt, ist die Vorstellung von unsichtbarer Arbeit, unsichtbarer Kunst, die der Künstler gleich nach der Kreation wieder verschwinden lässt.
Lässt sich das als Schauspielerin überhaupt praktizieren?
Nicht unbedingt als Schauspielerin. Für diese Kunst, die man mit seinem Körper schafft, braucht man natürlich Zuschauer. Aber im Geheimen probiere ich schon seit etlichen Jahren vieles aus, von dem niemand weiß. Da geht es überwiegend ums Schreiben. Mehr werden Sie von mir allerdings nicht erfahren, denn es ist Bestandteil dieser Kunst, dass sie direkt nach ihrer Entstehung wieder entsorgt wird.
Ein interessantes Kunstverständnis . . .
Aber nicht mal ein so ungewöhnliches. Ich kenne einige Künstler, die zumindest teilweise auf diese Weise arbeiten, die darüber nachdenken, ihre Kunst dem öffentlichen Blick zu entziehen. Für den, der sie schafft, hat das was Befreiendes. Nur so bleibt das Kunstwerk in seiner ursprünglichen Form und Bedeutung bestehen. In der Betrachtung anderer verändert es sich ja sofort.
Sie sind unglaublich aktiv, immer auf Achse und scheinen vor kreativer Energie nur so zu strotzen. Wie schaffen Sie das?
Ein Teil des Erfolgsrezepts sind gute Freunde und spannende Wegbegleiter. Denn ich mache kaum etwas alleine, sondern immer zusammen mit anderen.
Einer dieser Freunde ist Jim Jarmusch, der auch gerne immer wieder mit denselben Leuten zusammenarbeitet. Sind Sie an der Entscheidung beteiligt, wenn es darum geht, jemanden wie Tom Hiddleston neu in die „Familie“ aufzunehmen?
Ja. Jim und ich kennen uns schon eine Ewigkeit und stehen viel im Austausch miteinander. Zwischen der ersten Idee und der Fertigstellung von „Only Lovers left alive“ liegen acht Jahre, in denen wir immer wieder darüber gesprochen haben. Irgendwann geht es auch darum, wen man mit ins Boot holt. Den Kameramann Yorick Le Saux zum Beispiel habe ich mit in unsere Gemeinschaft eingebracht. Den kannte ich von „I am Love“ und „Julia“.
Und Hiddleston?
Der war fast der letzte, der zum Team stieß, was riskant war. Denn die Besetzung des Adam ist für das Gelingen des Films wichtig. Tom war in jeder Hinsicht die beste Wahl, nicht nur was sein Aussehen und seine Ausstrahlung angehen, auch als Mensch. Er passt in unsere Familie! Darauf hatte ich gehofft, denn ich kannte ihn schon vorher. Zwei seiner Kinofilme inszenierte nämlich eine Freundin von mir.