Dieses Gespür braucht nun auch Thomas Schneider, da Martin Harnik nach der Partie gegen Bayern die Einstellung beim VfB kritisiert hat. Er sagte, es sei ein Armutszeugnis, dass die Mannschaft nur zwei- mal pro Saison an ihr Limit komme – immer gegen München. Hat er recht?
Ich würde es anders formulieren: gegen die Bayern sind wir ein bisschen über unser Limit hinausgegangen. Aber natürlich muss es jetzt unser Ziel sein, so oft wie möglich auf dieses Niveau zu gelangen. Dass wir es draufhaben, hat man gesehen. Es klappt, wenn wir alles in die Waagschale werfen. Das honorieren auch die Zuschauer, die das von uns erwarten.
Wie kann das Team dieses Ziel erreichen?
Indem wir uns darauf besinnen, was uns am Mittwoch ausgezeichnet hat – eine geschlossene Mannschaftsleistung. Nur so geht es im Fußball.
Warum funktioniert das gegen die Bayern, aber gegen andere Gegner seltener?
Weil es gegen die anderen Gegner auch ein anderes Spiel ist. Da müssen wir mehr offensive Akzente setzen. Gegen die Bayern konnten wir uns dagegen auf Defensive und Kompaktheit konzentrieren. Und wenn man in einem solchen Spiel gegen einen solchen Gegner viele Zweikämpfe bestreitet, wirkt das für die Zuschauer nun mal sehr leidenschaftlich.
Ein Mentalitätsproblem ist das, was Harnik bemängelt hat, also nicht?
Auf keinen Fall.
Sprechen die Spieler jetzt schon vom Abstiegskampf?
Dieses Wort ist in der Kabine zwar noch nicht gefallen, aber jeder bei uns weiß, wie die Situation ist. Wir sind nicht so naiv, dass wir sagen, mit den hinteren Plätzen haben wir nichts zu tun. Wir brauchen schnell Punkte, sonst rutschen wir noch weiter ab – und dann wäre es mit der Ruhe endgültig vorbei.
Spüren Sie die Unruhe schon?
Jeder, der gegen Mainz im Stadion war, hat sie gespürt. Die Zuschauer waren schnell unzufrieden. Doch das ist ein Stück weit normal bei den Ansprüchen, die hier in Stuttgart herrschen.
Warum ist die Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit so groß?
Im Herbst lieferten wir einige richtig gute Spiele ab: gegen Hamburg, Frankfurt und Bremen beispielsweise. Aber wir haben diese Spiele nicht gewonnen und so unnötig Punkte verschenkt. Dadurch ging der Glaube an unsere Fähigkeiten etwas verloren. So etwas bekommt im Fußball dann oft eine Eigendynamik – in diesem Fall eine negative. Und diese Dynamik müssen wir nun dringend stoppen.