Stadtentwicklung & Infrastruktur: Andreas Geldner (age)

Was braucht ein Unternehmensgründer Ihrer Ansicht nach?
Sie müssen nur die Eigenschaften der vielen erfolgreichen Gründer und Unternehmer in Baden-Württemberg anschauen: Durchsetzungsvermögen, Kreativität und gleichzeitig ein Verhältnis zu Zahlen und zu betriebswirtschaftlichen Zusammenhängen. Dazu kommt die Einsicht, nicht alles allein tun zu müssen, sondern das Bewusstsein, dass man auch andere braucht. Dazu kommt aber vor allem der Mut, immer wieder neu anzufangen. Man darf sich durch Scheitern nicht verrückt machen.

Scheitern wird in Deutschland aber als Makel empfunden. Fehlt damit nicht die gerade im IT-Bereich so zentrale Risikobereitschaft?
Versuch und Irrtum, Ausprobieren – das gehört dazu. Aber das hat doch jeder Ingenieur so gelernt.

Aber müssen die Geldgeber in Deutschland, ob Banken oder private Investoren, nicht erst von dieser Denkweise überzeugt werden?
Ist der Erfolg da, wird der Erfolg größer. Das war immer so. Da sind Amerikaner oder Israelis vielleicht ein bisschen aufgeschlossener. Wir sind in Deutschland wie wir sind. Aber das muss nicht schlechter sein. Die erste Euphorie ist nicht immer die beste. Es gibt viele Möglichkeiten, heute ein Unternehmen zu finanzieren. Sie müssen heute als Stuttgarter Unternehmer ihre Firma nicht in Stuttgart gründen. Sie können sie in Dublin oder Barcelona, in Vietnam oder – wie ein Bekannter von mir – in Indien gründen. Er verkauft von dort aus seine Produkte. Das ist ja das Schöne: Sie können Geld auf der ganzen Welt beschaffen; sie können auf der ganzen Welt verkaufen. Das sind ganz andere Möglichkeiten als vor dreißig Jahren.

Denken junge deutsche Gründer heute anders als zu Ihrer Zeit?
Es ist alles viel internationaler geworden. Als wir vor 26 Jahren anfingen, haben wir uns an die Vorbilder angelehnt, die wir in Baden-Württemberg haben – Bosch, Trumpf oder wie sie alle heißen. Heute ist das dynamischer, schneller, globaler. Sie haben heute viel mehr Möglichkeiten.

Hat der mittelständisch geprägte Südwesten einen guten kulturellen Anknüpfungspunkt, um bei den Start-ups ganz vorne mitzuspielen?
Ja, so ist es. Im Augenblick hat Berlin das Image der IT-Gründerstadt, weil da alle hinzugehen scheinen. Aber ich denke, dass wir in Baden-Württemberg, Bayern oder Hessen außerordentlich gute mittelständische Unternehmen haben. Auf dieser Basis und aufgrund unserer guten Ausbildung können wir sehr spannende Technologiefirmen entwickeln. Wir haben die richtigen Leute, welche diese Möglichkeiten sehen. Wenn sie diese jungen Leute mit dem Mittelstand zusammenbringen, den wir in Baden-Württemberg haben, dann kann ich nur sagen, dass es zurzeit kaum einen besseren Ort gibt, um erfolgreich zu sein.

Initiator
Ulrich Dietz, Jahrgang 1958, ist Gründer und Vorstandsvorsitzender des internationalen IT-Unternehmens GFT Technologies AG in Stuttgart. Er hat in Reutlingen und Furtwangen Maschinenbau und Produktentwicklung studiert und wurde 2011 von einer durch wichtige deutsche Unternehmen getragenen Initiative als Entrepreneur des Jahres ausgezeichnet.

 

Wettbewerb
Code-n ist eine internationale Initiative, die Pioniere im digitalen Bereich unterstützen soll. Lanciert wurde der Wettbewerb von GFT im Jahr 2011. Er soll den Dialog zwischen jungen und etablierten Firmen intensivieren. In diesem Jahr steht er unter dem Motto „Smarte Initiativen für globale Herausforderungen“. Zwei erste Preise werden am Donnerstag verliehen.