Am Wochenende hat die Göppinger Gesundheitsmesse Vitawell stattgefunden. Warum die Angebote aus dem Filstal auch in Dubai auf großes Interesse stoßen, erklärt der Wirtschaftsförderer Alexander Fromm im Interview.

Wie gut das Potenzial der Gesundheitsbranche im Landkreis Göppingen ist, davon konnte sich der Wirtschaftsförderer Alexander Fromm auf der diesjährigen Arab Health in Dubai überzeugen. Immerhin hat der Landkreis auf dieser Messe mit seinen vielfältigen Medizin- und Gesundheitsangeboten die komplette Region Stuttgart vertreten. Aus Fromms Sicht soll das nur der Anfang einer neuen Offensive für den Gesundheitsstandort sein.

 
Herr Fromm, am Wochenende fand die Vitawell, eine beliebte regionale Gesundheitsmesse statt. Wäre man dort mit dem Thema Gesundheit nicht besser aufgehoben, als auf der Arab Health in Dubai?
Die Vitawell zielt auf das regionale Publikum ab. Mit unserem Engagement auf der Arab-Health wollen wir zeigen, dass wir für überregionale, ja sogar internationale Märkte ein durchaus interessantes Angebot vorhalten. Nicht von ungefähr haben wir in Dubai die ganze Region Stuttgart vertreten dürfen und sind auf großes Interesse gestoßen, gerade, was Medizintourismus aus dem arabischen Raum betrifft.
Was macht den Landkreis so attraktiv?
Zum Beispiel unsere drei Kurbäder. So etwas hat kein anderer Landkreis in der Region Stuttgart. An den Alb-Fils-Kliniken verfügen wir über eines der wenigen funktionierenden Cyberknifes für die mikroinvasive Chirurgie bundesweit. Das Christophsbad mit der Behandlung psychischer und psychosomatischer Erkrankungen ist stetig am Expandieren, auch in Bezug auf ausländische Patienten. Wir haben die Wala, mit den weltbekannten Dr. Hauschka-Produkten, das Kräuterhaus St. Bernhard, die beiden Hochschulen, die im Bereich Medizintechnik oder bei der Ausbildung im Gesundheits- und Tourismusmanagement hervorragend aufgestellt sind. Wie erwartet ist in Dubai auch die Firma Weckerle Cosmetics Eislingen mit ihrer Diamant Luxus-Zahnpasta gut angekommen. (Es handelt sich dabei um eine Zahnpasta mit Diamantextrakt, der die Zähne schonender polieren und antibakteriell wirken soll, Anm. d. Red.).
Und die Scheichs aus dem Nahen Osten pilgern jetzt nach Göppingen?
Das Cyberknife ist tatsächlich ein Grund, nach Göppingen zu kommen. Wir haben Kontakte zu so genannten „Incoming-Centern“ in Stuttgart und München geknüpft, die den Medizintourismus mit den zuständigen Institutionen im arabischen Raum koordinieren. Es geht aber durchaus auch um Absatzmärkte für die Gesundheits- und Wellnessprodukte aus unserem Landkreis oder um die Gewinnung von Investoren für Medizintechnik „Made im Filstal“.
Sie haben aber nicht vor, den Kreis Göppingen nur im Nahen Osten zu vermarkten?
Entscheidend ist, und das hat man eben auch auf der Messe gesehen, dass sich der Landkreis in Punkto Gesundheit nicht vor anderen, bekannteren Gesundheitsregionen in Baden- Württemberg wie dem Schwarzwald oder der Bodenseeregion verstecken muss. Wir haben viel zu bieten, vor allem auch Themen, die für das betriebliche Gesundheitswesen geeignet sind. Das sollte besonders für die Firmen aus der Region Stuttgart sehr attraktiv sein.
Es gab ja vor Jahren in der Region schon einmal den Versuch das Thema „Gesundheit“ mit einem „Gesundheitspark Albtrauf“ bekannter zu machen?
Da hat man damals konzeptionell sehr viel Arbeit investiert, ist aber aus meiner Sicht zu hoch eingestiegen: Ein Projekt mit einem relativ hohen Kapitalbedarf, an dem sich dann keiner finanziell größer beteiligen wollte.
Und so blieb dieser Schatz weitgehend ungehoben?
Das ist In der Tat so. Dabei muss man hier im Landkreis Göppingen gar nicht so tief schürfen. Man sieht ihn schon fast von allein glänzen. So starten wir auch jetzt ganz neu, mit einem recht einfachen, aber wirkungsvollen Ansatz. Neben unserem Messebesuch in Dubai, haben wir uns im letzten Herbst zum Thema „Betriebliches Gesundheitswesen“ bei der Datenbank „Benefit“ eingeklinkt. Sie wird auf der Homepage des Landkreises gespiegelt und bietet den regionalen Anbietern von Produkten- und Dienstleistungen aus dem Gesundheits- und Medizinwesen eine zusätzliche Plattform, sich kostenlos zu präsentieren. Darauf wollen wir aufbauen.

Alexander Fromm

Alexander Fromm ist Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler. Seit April 2013 fungiert der 58-Jährige als Wirtschaftsförderer des Landkreises. Anfang der Neunziger Jahre hatte er für Beratungsunternehmen Stadtmarketingkonzepte unter anderen für die Städte Göppingen und Esslingen erarbeitet.

Ein Antreiber

Bereits 2008, damals noch für das Stuttgarter Steinbeis-Beratungszentrum, hat Fromm das Entwicklungskonzept für den Kreis Göppingen mit auf den Weg gebracht. Als Wirtschaftsförderer hat er sich zwei Themen besonders verschrieben, dem Ausbau des schnellen Internets und der Vermarktung der Gesundheitsangebote im Kreis.