Irish Folk Festival feiert in Stuttgart Geburtstag Mit Banjo und Fiddle unterwegs

Auf Deutschland-Tournee mit dem Irish Folk Festival: die Gruppe Dallahan Foto: Veranstalter

Das Irish Folk Festival feiert in diesem Jahr sein 50-jähriges Bestehen. Bevor es am 24. Oktober im Theaterhaus Stuttgart gastiert, versuchen die Veranstalter Petr Pandula und Hans-Peter Haag das Geheimnis des musikalischen Dauerbrenners zu ergründen.

Es klingt wie ein kompliziertes Kochrezept: „Ich suche erst mal den Headliner. Das ist die Band, die am Ende spielt, und die sehr viel Energie haben muss und die Leute auf die Füße bringt“, sagt Petr Pandula, der im Jahr 2000 die künstlerische Leitung des Irish Folk Festivals von dessen Erfinder Carsten Linde übernommen hat. „Dann brauche ich eine Gruppe, die die Leute mit viel Energie in die Pause schickt, aber die vom Stil sehr unterschiedlich ist zum Headliner.“ Die Balance müsse in vielerlei Hinsicht stimmen: „Es soll was für die Traditionalisten dabei sein und für die, die’s gerne progressiv haben.“ Doch damit nicht genug: „Wir müssen auch eine politische Dimension im Programm haben, da brauchen wir einen Liedermacher.“ Und schließlich: „Ich brauche was Ungewöhnliches wie ein Volkstheater oder irische Steppweltmeister.“ Auch dabei gelte es, die Balance zu wahren: „Es sollten nicht alle die gleichen Instrumente spielen. Wenn die Gruppe am Ende einen super Banjospieler hat, dann sollen die Gruppen zwei und drei nicht auch noch super Banjospieler haben, sondern eher einen Dudelsack- oder Fiddle-Virtuosen.“

 

So viel scheint bei der Zusammenstellung des musikalischen Programms zu bedenken zu sein, dass Laien sich wundern mögen, dass das Irish Folk Festival tatsächlich alljährlich im Herbst durch Deutschland tourt. Die wandernde Nachwuchsschau des Irish Folk, die sich 1974 zum ersten Mal in Bewegung setze und in den Achtzigerjahren sowie während der Coronazeit einige Male pausieren musste, feiert in diesem Jahr ihr 50-jähriges Bestehen, was mathematisch ein wenig fragwürdig scheint: „Ich würde empfehlen, sich nicht so sehr an die Mathematik zu halten. Das ist glaube ich nicht so wichtig“, sagt Petr Pandula, dessen in Reutlingen ansässige Firma Magnetic Music das Festival auf die Reise schickt. Viel wichtiger sei der „Zeitgeist“.

Am Ende gibt es eine Session

Der Trick ist, dass das Irish Folk Festival dem Zeitgeist trotzt. „Außer für wenige Experten glaube ich nicht, dass die Namen der Auftretenden so entscheidend wichtig sind, sondern das Gesamtprogramm“, sagt Hans-Peter Haag, Geschäftsführer des Music Circus Concertbüros, der seit dem vierten Irish Folk Festival in Stuttgart als örtlicher Veranstalter des Festivals fungiert. Am 24. Oktober wird Haag im Theaterhaus Stuttgart sein 36. Irish Folk Festival veranstalten, was ihn in der „Hall of Fame“ auf der Festival-Website einen Eintrag im „40er Club“ beschert hat: „Auch in den Jahren, in denen es nicht stattfand, hat Hans-Peter dem Festival die Treue gehalten“, sagt Petr Pandula. „Das Irish Folk Festival hat sich immer wieder neu erfunden. Es hat neue Namen präsentiert, die oft im Nachhinein populär wurden“, sagt Hans-Peter Haag.

In diesem Jahr gehen für das Irish Folk Festival der Songwriter Cathal Murphy (mit E-Gitarre) auf Tournee, das Frauenquartett Briste (mit Banjo) und das Männerquartett Dallahan (mit Banjo). Am Ende wird es wieder eine Session aller beteiligten Musiker geben. „Das Festival ist nicht von Starnamen abhängig“, sagt Hans-Peter Haag. „Das Festival ist der Star“, ergänzt Petr Pandula, der gerne von früher erzählt, aus einer Zeit, als das Internet noch nicht erfunden war: „Um ein Festival-Programm auszuwählen, konnte man nicht einfach Hunderte von YouTube-Videos googeln, sondern man musste in Irland von Dorf zu Dorf und von Pub zu Pub unterwegs sein und die Leute dort hören und mit ihnen reden.“ Seine Erklärung dafür, dass seine Leidenschaft zum Dauerbrenner wurde, hat nach wie vor mit ausgiebiger Reisetätigkeit zu tun: „Dass wir die 50 Jahre gesund überdauert haben, liegt auch daran, dass wir immer in Irland unterwegs waren und Nagelproben gemacht haben, ob die Bands live funktionieren.“

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