Innenminister Seehofer fordert: Islamische Gemeinden müssen Moscheebau aus eigener Kraft finanzieren.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Armin Käfer (kä)

Stuttgart - Der Einfluss ausländischer Geldgeber beim Bau von Moscheen in Deutschland soll ein Schwerpunktthema der an diesem Mittwoch neu beginnenden Islamkonferenz sein. Entsprechend äußerte sich Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) im Vorfeld der Dialogrunde. Die muslimischen Gemeinden müssten beim Bau neuer Gebetshäuser „die Finanzierung selbst in die Hand nehmen“, forderte Seehofer in einem Beitrag für die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“.

 

Seehofer: Toleranz als wichtigster Wert

Der Minister hat seine umstrittene Formel, wonach der Islam nicht zu Deutschland gehöre, nicht wiederholt. Er schrieb vielmehr: „Die hier lebenden Muslime gehören zu Deutschland.“ Sie müssten allerdings in finanziellen Fragen und bei der Imamausbildung „ausländische Einflussnahme ersetzen“. Der Zustrom vieler Flüchtlinge aus islamischen Ländern habe „neue Fragen nach Werten wie Toleranz und gesellschaftlichem Zusammenhalt aufgeworfen“, so der Minister. Er wolle „die Integration von Muslimen so gestalten, dass sie von Toleranz geprägt ist und unsere pluralistische Gesellschaft bereichert“.

Die Deutsche Islamkonferenz wurde 2006 vom damaligen Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) ins Leben gerufen. Seehofer will den Dialog mit den Muslimen neu beleben und dabei gewährleisten, dass sich am Konferenztisch „möglichst viele in Deutschland lebende Muslime repräsentiert sehen“. In der Vergangenheit gab es immer wieder Kritik an einer Dominanz konservativer Islamverbände.

Die Probleme der Religion müssen angesprochen werden

Dies rügt auch der deutsch-israelische Islamismus-Experte Ahmad Mansour im Gespräch mit unserer Zeitung. Bei der Islamkonferenz, zu der er auch eingeladen ist, müssten „endlich auch die Probleme dieser Religion angesprochen werden: Radikalisierungstendenzen, Antisemitismus und sehr problematische Geschlechterrollen“. Diese Probleme beschäftigten Schulen, Sozialarbeiter und die Polizei im Alltag, wenn sie mit Muslimen zu tun haben. „Wir dürfen das nicht tabuisieren“, mahnt der Psychologe und Autor.

Mansour sagt, der Islam werde nur zu Deutschland gehören, sofern er „ohne Wenn und Aber hinter Demokratie und Menschenrechten steht“. Er fordert: „Wir brauchen einen Islam, der Antisemitismus verurteilt, Gleichberechtigung unterstützt, der die Menschen mündiger macht.“

„Ich will lang- und mittelfristig auch keine Imame aus dem Ausland mehr“, versichert der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek. Der Einsatz von Imamen, die in Deutschland ausgebildet wurden, sei bisher an der fehlenden Verbindung zwischen den Hochschulen und den Moscheegemeinden gescheitert.