Anschlagsserie in der Türkei: Bei Sprengstoffanschlägen auf die Polizei sterben in Istanbul und in Sirnak im Südosten des Landes mindestens acht Menschen. In Istanbul wurde zudem das US-Konsulat angegriffen.

Istanbul - Bei einem Bombenanschlag und einem anschließenden Angriff auf eine Polizeiwache in der türkischen Millionenmetropole Istanbul sind mindestens vier Menschen getötet worden. Bei den Toten handele es sich um einen Polizisten und drei der Angreifer, teilte Istanbuls Gouverneur Vasip Sahin mit.

 

Auch das US-Konsulat in Istanbul wurde am Montag angegriffen. Zwei Terroristinnen hätten das Feuer auf die diplomatische Vertretung eröffnet, teilte der Gouverneur mit. Eine der Frauen sei verletzt festgenommen worden. Ansonsten wurden bei dem Angriff keine Verletzten gemeldet. Das US-Konsulat liegt rund 35 Kilometer Luftlinie von der angegriffenen Polizeiwache entfernt.

Bei einem weiteren Sprengstoffanschlag in der südosttürkischen Provinz Sirnak wurden am Montag vier Polizisten getötet, wie die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu meldete. Beim Beschuss eines Militärhubschraubers in derselben Provinz kam nach Armeeangaben ein Soldat ums Leben. Für die Angriffe in Sirnak machten Behörden eine „separatistische Terrororganisation“ verantwortlich, womit die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK umschrieben wird.

Vor der Wache im Istanbuler Viertel Sultanbeyli detonierte gegen 01.00 Uhr (Ortszeit/Mitternacht MESZ) eine Autobombe, wie Anadolu meldete. Der Gouverneur teilte mit, dabei seien ein Angreifer getötet sowie sieben Zivilisten und drei Polizisten verletzt worden. Später wurde die Wache beschossen. Bei dem anschließenden Gefecht starben nach Angaben der Nachrichtenagentur DHA der Polizist, der das Bombenentschärfungsteam leitete, und zwei Angreifer, unter ihnen eine Frau.

Zu den Anschlägen in Istanbul bekannten sich linksextreme Gruppen

Zu den Anschlägen in Istanbul bekannten sich linksextreme Gruppen. Ob sie tatsächlich hinter dem Angriff auf die Polizeiwache und das US-Konsulat steckten, blieb zunächst unklar. Die linksextreme Terrorgruppe DHKP-C hatte 2013 einen Selbstmordanschlag vor der US-Botschaft in Ankara verübt. Auch die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK greift derzeit allerdings täglich türkische Sicherheitskräfte an. Im vergangenen Monat wurde ein schwerer Selbstmordanschlag im südtürkischen Suruc der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) zugeschrieben.

Die Gewalt eskaliert seit dem Anschlag in Suruc am 20. Juli, bei dem ein Attentäter 32 Menschen mit in den Tod riss. Zwei Tage danach ermordeten PKK-Kämpfer zwei Polizisten, denen sie Kollaboration mit dem IS vorwarfen. Am 24. Juli griff die türkische Luftwaffe zunächst Stellungen des IS in Nordsyrien und dann solche der PKK im Nordirak an. Fast alle Luftangriffe seitdem galten der PKK.

Seit Beginn der Eskalation des Konflikts zwischen der PKK und der Regierung am 22. Juli wurden bei Anschlägen und Gefechten in der Türkei mehr als 40 Menschen getötet, die meisten davon Angehörige der Sicherheitskräfte. Anadolu meldete am Sonntag unter Berufung auf anonyme Sicherheitsquellen, bei den Luftschlägen seien bislang 390 PKK-Kämpfer getötet worden. Die PKK spricht dagegen von geringen eigenen Verlusten, allerdings seien viele Zivilisten getötet worden.