Die IT-Berufe sind das Rückgrat der Industrie im digitalen Bereich. Doch ihre Arbeitsinhalte verändern sie sich ständig. Das muss auch für die Ausbildung gelten, meint StZ-Wirtschaftsredakteur Thomas Thieme.

Stuttgart - Ist ein Azubi 4.0 nötig, um den digitalen Herausforderungen in der vernetzten Arbeitswelt der Zukunft gerecht zu werden? Diese Frage stellt sich, wenn sich die Fachleute aus dem Bereich der beruflichen Bildung demnächst an die Neuordnung der IT-Berufe machen. Seit ihrer Einführung Ende der neunziger Jahre wurden bundesweit mehr als 200 000 junge Männer und Frauen in den vier IT-Lehrberufen ausgebildet; in erster Linie zu Fachinformatikern, aber auch zu IT-System-Elektronikern, IT-System-Kaufleuten und Informatikkaufleuten. In jedem Jahr kommen 15 000 neue Fachkräfte hinzu. Sie sind heiß begehrt, denn sie bilden zusammen mit den Informatikern von den Hochschulen das Rückgrat der Industrie auf dem digitalen Sektor.

 

Gerade dieser Bereich ist einem Wandel unterworfen, dessen Geschwindigkeit eine Prüfungsordnung aus dem Jahr 1997 schnell als das erscheinen lässt, was sie ist: ein Relikt aus dem vergangenen Jahrtausend. Zwar sind Ausbildungsordnung und Ausbildungsrahmenplan zunächst einmal Dokumente zur Orientierung, die im Arbeitsalltag mit Leben gefüllt und den Gegebenheiten angepasst werden müssen. Aber gerade im Hinblick darauf, die duale Ausbildung für Bewerber attraktiv zu gestalten, schadet es nicht, sie rasch auf den aktuellen Stand zu bringen. Nur dann bleibt die duale Ausbildung langfristig ein   bewährtes Modell, das maßgeblich zur   niedrigen Jugendarbeitslosigkeit in Deutschland beiträgt.

In wie vielen der übrigen 324 Ausbildungsberufe künftig mehr IT-Kompetenzen erforderlich sein werden, und vor allem in welchem Umfang, lässt sich bislang nur erahnen. Vor allem die Praktiker aus den Betrieben müssen genauer benennen, welche Qualifikationen künftig stärker gefragt sind, damit der theoretische Unterbau novelliert werden kann. Bis jetzt geht die Beschreibung der konkreten Tätigkeiten allerdings selten darüber hinaus, dass die Fachkräfte auch im Umgang mit Tablet und Smartphone geübt sein sollten, damit sie etwa Maschinen oder Werkzeuge damit überwachen und bedienen können. Bleibt es dabei, ist das allerdings zu wenig für einen eigenständigen Ausbildungsberuf.