Beim Fest der Jäger, Landwirte und Forstleute am Wochenende herrscht reger Andrang auf dem Bauernhof in Perouse – und die Besucher können Wildfleisch verkosten, Waldtiere kennenlernen und etwas über den klimatauglichen Umbau des Waldes erfahren.

Der Wald, das Wild, die Jagd und die Landwirtschaft sind eng miteinander verbunden. Das will die Gemeinschaft von Bauern, Jäger und Forst demonstrieren und lud deshalb nach der Corona-Pause wieder zu zwei Festtagen auf dem Hof der Familien Vincon und Fauser in Perouse . Bei idealem Wetter herrschte reger Besucherandrang in der Pinadelle.

 

Bereits zum fünften Mal organisierte die Kreisjägervereinigung Leonberg zusammen mit den Perousern Landwirten sowie der unteren Forstbehörde des Landkreises Böblingen diese Veranstaltung, bei der neben kulinarischen Genüssen – in erster Linie Wildfleisch – auch ein Bauernmarkt, Kinderunterhaltung und viele Informationen angeboten werden.

Wildschweine muss man das ganze Jahr über schießen

„Der Landwirt Andreas Kindler aus Renningen hatte die Idee dazu“, erzählt Bodo Sigloch, der Vorsitzende der Jägervereinigung. „Man wollte darauf aufmerksam machen, dass Fleisch von Wildschweinen, das als klassisches Winteressen gilt, auch im Sommer zur Verfügung steht.“ Der Hintergrund seien die durch Wildschweine verursachten Schäden auf den Äckern der Landwirte, für die die Jagdpächter aufkommen müssen. Da könnten schnell einige tausend Euro zusammenkommen. Sigloch nannte als Beispiel einen durch Wildschweine verwüsteten Acker mit Bio-Kartoffeln, wofür der Bauer 8000 Euro Schadenersatz erhielt. „Die Wildschweine muss man das ganze Jahr über schießen, sonst nehmen sie überhand“, erklärt der Jäger-Chef. Daraus sei schließlich der Gedanke entstanden, im Sommer Wildschwein-Fleisch als regionale und attraktive Alternative anzubieten, zumal es „absolut bio, fettarm und reich an Omega 3-Fettsäuren“ sei.

So stehen die Besucher am Sonntag beim Klang der Jagdhornbläser aus Heimsheim Schlange für Würste, Burger, Filet und Gulasch vom heimischen Wild. 1,5 Tonnen Fleisch wurden für das Fest vorbereitet, das sind etwa 50 bis 60 Wildschweine. Dazu gibt es auf Wunsch Kartoffelprodukte der Perouser Landwirte. Tobias Fauser und sein Vater Rolf Vincon haben beobachtet, dass insgesamt die Wildschäden zurückgegangen seien. Sie vermuten, dass das auch mit der Trockenheit zu tun hat und die Tiere in kühlere Gebiete abwandern. Einen anderen Räuber aber haben sie jüngst „extrem häufig“ gesehen, die Rabenvögel. „Die picken in die frischen Kartoffeln und fressen Keimlinge von Mais und Soja.“ Dies sei eine relativ neue Entwicklung, die man beobachten müsse.

Kindern spielerisch die Natur und die Tiere, aber auch die Jagd näherbringen

Nicht nur Raben und Krähen sind auch in bewohnten Gebieten immer häufiger zu sehen, auch mit Füchsen, Waschbären, Mardern und Siebenschläfern haben die Stadtjäger zu tun. An ihrem Stand erklären sie, warum das so ist und wie man die Tiere fernhalten kann. Elke Rentschler, die Bezirksobfrau für das Programm Lernort Natur, das die Jägervereinigung vor 30 Jahren ins Leben gerufen hat, ist mit einem Anhänger voller präparierter Tiere vertreten. Damit gehen die Naturpädagogen der Jägervereinigung in Schulen und Kindergärten, um den Kindern spielerisch die Natur und die Tiere, aber auch die Jagd näherzubringen. Denn Jagen hat auch viel mit Hege und Pflege zu tun, betont Elke Rentschler und fügt hinzu: „Wenn man das Rehwild nicht dezimieren würde, würde kein Wald mehr wachsen.“

Und das würde die Forstleute gar nicht freuen, haben sie doch genügend zu tun mit den Herausforderungen des Klimawandels. Ulrich Neumann leitet das Rutesheimer Forstrevier, das 535 Hektar Stadtwald umfasst. Anhand einer Karte erklärt er, dass im Norden der Stadt überwiegend Buchen wachsen, südlich der Autobahn dominieren Nadelbäume, meistens Fichten. „Hier müssen wir langfristig umdenken. Wir wollen einen klimastabilen Wald aufbauen“ erklärt er und nennt als Beispiele Hainbuche, Spitzahorn, aber auch Esskastanie.

„Die Kommunen als Waldbesitzer sind sich ihrer Verantwortung voll bewusst“, ergänzt Alexandra Radlinger, die stellvertretende Leiterin des Kreisforstamtes. Sie würden viel in den Wald investieren und die Erholungsfunktion über den Ertrag stellen.