Jahresrückblick Geschichten aus der Esslinger Kreisgeschichte
Der Landkreis Esslingen wurde vor 50 Jahren aus der Taufe gehoben. Zwei Bücher erinnern an die Geburtswehen und erzählen eine Erfolgsstory.
Der Landkreis Esslingen wurde vor 50 Jahren aus der Taufe gehoben. Zwei Bücher erinnern an die Geburtswehen und erzählen eine Erfolgsstory.
Nein, eine Liebeshochzeit war es nicht, als sich die Altkreise Esslingen und Nürtingen im Zuge der Kreisreform in Baden-Württemberg zum 1. Januar 1973 zusammenschlossen. Und dennoch, ist Landrat Heinz Eininger überzeugt, ist die Fusion gelungen – den anfänglichen, erbitterten Widerständen zum Trotz.
„Der Landkreis Esslingen ist zum Erfolgsmodell herangewachsen, er ist leistungsfähig und für die Zukunft gerüstet“, hob Eininger beim Festakt zum runden Jubiläum am 17. Mai vergangenen Jahres an historischem Ort hervor: Genau 50 Jahre zuvor waren die frisch gewählten Kreisverordneten in der damaligen Wernauer Stadthalle zu ihrer ersten Sitzung zusammengekommen, „das war die eigentliche demokratische Geburtsstunde des Landkreises Esslingen“, so der Landrat.
Es gab daher allen Grund, den 50. Geburtstag mit einer Vielzahl an Veranstaltungen gebührend zu feiern, zusammen mit der Kreissparkasse (KSK) Esslingen-Nürtingen, die im vergangenen Jahr auf eine 175-jährige Geschichte zurückblicken konnte. Der Landkreis ist Träger der KSK. Die rund 540 000 Kreisbewohner waren unter anderem zu Vorträgen, Konzerten, Aktionstagen und einem Bürgerfest eingeladen. Was vom Jubiläumsjahr bleibt, sind Erinnerungen an viele schöne Momente – und zwei umfangreiche Nachschlagewerke.
Zum Jahresauftakt präsentierte Eininger stolz ein „Lesebuch“ über den Landkreis Esslingen, in dem auf 180 Seiten in 47 reich bebilderten Texten seine landschaftliche Schönheit, die wirtschaftliche Stärke und die gesellschaftliche Vielfalt vorgestellt werden. Zum Ende des Jahres 2023 legte er den Kreisbewohnern ein daumendickes Werk ans Herz, das von Esslingens Kreisarchivar Manfred Waßner mitherausgegeben wurde. Darin wird aus Sicht der heute bestehenden 35 Landkreise in Baden-Württemberg über die Geburtswehen der Reform berichtet.
Vor allem die Zusammenlegung der Altkreise Esslingen und Nürtingen war Waßners Ausführungen zufolge „höchst umstritten, denn nach den Maßstäben der Reform hätten beide bestehen bleiben können“. Er erinnert an die gescheiterte Normenkontrollklage Nürtingens beim Staatsgerichtshof und an den Streit um den Kreissitz, aus dem Esslingen schlussendlich als Sieger hervorging. Er erzählt aber auch eine weniger bekannte Geschichte: wie der heutige Kreis Esslingen zu seinem Wappen und seinem Signet kam.
Demnach legte man bei der Symbolik und der Außendarstellung großen Wert auf das Zusammenwachsen: „Im August 1975 wurde dem Landkreis ein Wappen verliehen, das die Kreisfusion gewissermaßen auch heraldisch vollzog“, berichtet Waßner. Es zeigt einen schwarzen Adler auf goldenem Grund über einem von Schwarz und Gold schräg gerauten Schildfuß, der ein goldenes Hifthorn auf der Brust trägt und stellt „eine gelungene Synthese“ der beiden Wappen der Altkreise dar, so Waßner. Von beiden wurden gleichberechtigt Elemente übernommen: Aus dem Esslinger Wappen der Adler und die Farben, aus dem Nürtinger Wappen das Neuffener Horn und das Teck’sche Wappenbild.
„Als dem Wappen 1988 eine Fahne zur Seite gestellt wurde, geschah dies mit einem Mehrheitsbeschluss des Kreistages gegen die Stimmen von Grünen und SPD.“ Als Gegengewicht ließ der damalige Landrat 1990 – ganz ohne den Kreistag – vom Stuttgarter Gestaltungsbüro ein modernes Signet entwickeln: Die „Wort-Bild-Marke“ mit den vier Quadraten und dem Schriftzug „Landkreis Esslingen“ hat sich laut Waßner „etabliert und den Trends der Zeit bislang getrotzt“.