Der Verein ist kerngesund, doch die Macher zwickt’s am Knie, im Kreuz und an der Hüfte. „Wir schaffen es nicht mehr“, sagt Vereinschef Gerhard Götz und schlägt den Mitgliedern die Auflösung des Vereins vor.

Köngen - Noch ein knappes Dutzend Konzerte, dann ist der Jazz-Club Schloss Köngen e.V. Geschichte. Der Vorsitzende des Vereins, Gerhard Götz, hat die Briefe mit dem brisanten Inhalt schon auf den Weg gebracht. Adressat sind die 175 Mitglieder des vor 17 Jahren gegründeten Vereins. Zur Hauptversammlung am 7. März steht der Punkt „Auflösung des Vereins“ ganz oben auf der Tagesordnung. Die Konzert-Saison 2018 wird noch durchgezogen. Dann gehen im Köngener Schloss, der angestammten Spielstätte des Vereins, die Lichter aus – es sei denn, es finden sich in letzter Sekunde noch Mitglieder, die den Konzertbetrieb aufrecht erhalten.

 

Immer volles Haus, hoch gelobtes Ambiente, tolles Programm – der Köngener Jazz-Club gilt als der Musterknabe im Jazz-Verband Baden-Württemberg, dem Dachverband der 46 Jazzclubs im Land. Jetzt ist dem Aushängeschild die Puste ausgegangen. „Wir stemmen die Sache einfach nicht mehr“, sagt Götz. Der Verein selbst mag finanziell kerngesund sein, den Machern allerdings zwickt’s im Knie, im Rücken und an der Hüfte. „Die Helfer, die von Beginn an dabei sind und den Betrieb bisher aufrecht erhalten haben, gehen alle auf die 80 zu“, sagt der Vereinsvorsitzende, der sich der ramponierten Knie wegen selbst noch in diesem Frühjahr unter’s Messer begeben muss.

Mit einer Handvoll Helfer ist die Arbeit nicht zu schaffen

Lebensmittel und Getränke einkaufen, Kisten schleppen, Instrumente aufbauen, Brötchen belegen und Musiker betreuen vor dem Konzert, dann der Thekendienst und anschließend wieder der Abbau, den Flügel von der Bühne heben, die Tische zusammenklappen, die Stühle stapeln, das Geschirr spülen und den Raum besenrein hinterlassen – das sind die Arbeiten, die dem 24 Mitglieder zählenden harten Kern des Vereins zusehends an die Substanz gegangen sind. Erschwerend kommt hinzu, dass jede einzelne Getränkekiste vom Lager, einer angemieteten Garage im Ort, zum Schloss hoch transportiert werden musste.

In dem Schreiben an die Mitglieder hat Götz dieses Arbeitsprogramm vor, nach und während eines Konzerts minutiös aufgelistet. „Nicht, dass die Leute glauben, man könne das mit einer Handvoll Helfer locker über die Bühne bringen“, sagt er. Sollten sich Mitglieder dennoch berufen fühlen, den Club weiterzuführen, dann wird er natürlich nicht aufgelöst. Auch das steht in dem Schreiben, versehen allerdings mit dem Hinweis, dass mindestens 20 Personen erforderlich seien, um die Aufgabe zu schultern. Hebt tatsächlich niemand den Finger, dann wird im Herbst eine außerordentliche Mitgliederversammlung das Aus beschließen. Das Vermögen des Vereins, Götz’ Angaben zufolge rund 15 000 Euro, würde in diesem Fall der Bürgerstiftung Köngen zu treuen Händen übergeben.

Konktakte zur Szene sind wichtig

„Die organisatorischen Hürden ließen sich vielleicht aus dem Weg räumen. Beinahe unmöglich ist es allerdings, einen Mann wie Gerhard Götz mit seinen Kontakten in die Szene hinein zu ersetzen“, sagt Hans Weil, der als ehemaliger Bürgermeister der Neckartalgemeinde vor 17 Jahren als Geburtshelfer für den Jazz-Club fungiert hat. „Es bringt jetzt nichts, hinterher zu heulen. Man muss sehen, was der Jazz-Club geleistet hat“, sagt der Ex-Schultes. Vor allem hätten die Musiker dafür gesorgt, dass das Köngener Schloss in den mehr als zehn Jahren seiner Sanierung nicht aus dem Blickpunkt der Öffentlichkeit geraten sei. „Der Jazz-Club war in den Anfangsjahren unverzichtbar. Er hat das Interesse der Bürger an dem 15 Millionen Euro teuren Projekt selbst in den Zeiten des Stillstandes wach gehalten“, sagt Weil.

Auch Otto Ruppaner, Weils Nachfolger als Bürgermeister, ist von der Entwicklung überrascht worden. „Der Schritt ist nachvollziehbar, doch fände ich es bedauerlich, wenn es so weit kommen würde“, sagt er. Der Jazz-Club sei nicht nur wichtig für das Schloss, sondern auch eine Bereicherung für das kulturelle Leben in Köngen.