Die Tobias Becker Bigband setzt eine Duftmarke in Sachen Bigband-Jazz und heimste mit ihrem Auftritt in der Kongresshalle viel Lob ein.

Um es vorweg zu nehmen: Es war ein besonderer Abend im Württemberg-Saal der Böblinger Kongresshalle. Beim ersten Konzert der Jazztime-Herbstsaison war nicht nur die Bühne mit insgesamt 17 Musikern proppenvoll, auch die Besucherränge waren gut besetzt - darunter Gäste mit Rang und Namen.

 

So war zum Beispiel Tilman Jäger (Pianist, Arrangeur und künstlerischer Leiter der Jazztime) eigens aus München angereist. Zusammen mit seinen Mitstreitern Ralf Püpke und dem Veranstalter des Böblinger Pianistenfestivals Ulrich Köppen darf das Trio den diesjährigen Kulturpreis der Stadt entgegennehmen.

OB dankt den Kulturmachern

Da ließ es sich auch der OB der Stadt Stefan Belz (Grüne) nicht nehmen, vor dem Konzert einige anerkennende Worte an diese Kulturmacher zu richten. Immerhin prägen sie das Gesicht der „Kultur- und Jazzstadt“ seit über 20 Jahren in entscheidendem Maße, wie Belz freudestrahlend betont. Als gelernter Trompeter ist das was musikalisch folgen sollte, natürlich auch ganz sein Ding. Pianist und Bigband-Leiter Tobias Becker, ein Kind der Stadt und ehemaliger Schüler des Albert-Einstein-Gymnasiums (AEG), war nun bereits zum fünften Mal mit seiner Crew auf der Jazztime-Bühne, was ja bereits schon etwas über die Qualität dieser Formation aussagt. Wie guter Wein entwickelte sich das Ensemble im Laufe der Jahre immer weiter zu einem Grand Cru des Bigband-Jazz. Zweifelsohne der große Verdienst des Chefs, der ein ausgefuchster Komponist, Arrangeur, Dirigent und Pianist ist.

Das wissen seine Musiker zu schätzen und so sitzen inzwischen auch einige Landesjazzpreisträger im Orchester, die mit kongenialen Kollegen für einen großartigen Klangkörper sorgen. Alexander Bühl (Tenorsaxofon), Christoph Neuhaus (Gitarre), Chris Mehler (Trompete), Christoph Beck (Baritonsaxofon), Sandi Kuhn (Tenorsaxofon) oder Sebastian Schuster (Kontrabass) sind nur einige Namen dieser Combo, die bei Jazzfans Zungenschnalzer hervorrufen. Alle waren sie am Freitag mit weiteren Meistern ihres Fachs auf der Bühne vereint. Zurecht bemerkte Ralf Püpke bei seiner Anmoderation, dass die Tobias Becker Bigband durchaus auf dem Niveau einer Rundfunk Bigband spielt; im Fußball wäre das Bundesliga!

Jazz auf Bundesliga-Niveau

Ein sympathisch rüberkommender Bandleader ließ vor der Pause vornehmlich Werke spielen, die auch aus den Genres Filmmusik oder sinfonische Blasmusik hätten stammen können, bevor nach der Pause auch kräftig swingende Nummern, wie „Big Cat Shuffle“, eine Hommage an Count Basie zum Zug kamen. Im Pausengespräch ließ Belz durschimmern, dass er sehr stolz auf Becker und seine Mannen ist, die teilweise eng mit der Region verbandelt sind. „Ich bin begeistert von dieser Qualität – ein Ohrenschmaus! Das passt einfach zu Böblingen. Es macht richtig Spaß zu sehen, wie sich frühere Böblinger Schüler zu solch einer Professionalität aufschwingen konnten. Dass ich hier bin hat mit einem Pflichttermin überhaupt nichts zu tun“, konstatierte er. Als Trompeter fügte er hinzu: „Die haarscharfen Trompeteneinsätze mit exzellenten Höhen waren fantastisch, die haben richtig geföhnt – so muss es sein!“.

Ohne im Detail auf die Stücke einzugehen, die allesamt aus der Feder Beckers oder anderer Ensemblemitglieder stammten, lässt sich doch eines festhalten: Eine groovende Band, pfiffige Arrangements, wunderschöne Balladen und ebensolche Soli Der neue Kulturamtsleiter Sven Reisch fasste es so zusammen: „Einfach fantastisch. Ich kenne Tobias ja noch aus der Schulzeit und ich bin glücklich, seine beeindruckende Entwicklung miterleben zu dürfen. Eine tolle Böblinger Musikgeschichte!“. Ähnlich äußerte sich auch Tilman Jäger, der die AEG-Bigband in seiner Böblinger Lehrerzeit ins Leben rief: „Tobias hat ja noch eine Zeit lang in der damaligen Bigband mitgewirkt. Da war schon einiges zu erkennen. Als Arrangeur liefert er jetzt ganz tolle Arbeit ab. Man hört, dass er das Handwerk von der Pike auf gelernt hat und er weiß wie man eine Bigband zum Klingen bringt!“ Lob wem Lob gebührt!