Jennifer Lawrence ist erst 23, hat aber schon den begehrtesten Filmpreis der Welt im Schrank stehen. Die Oscarpreisträgerin, die jetzt in Teil zwei der „Tribute von Panem“ zu sehen ist, erzählt, wie sie mit dem Rummel um ihre Person klarkommt.

Stuttgart - Für ihre Rolle im Drama „Winter’s Bone“ wurde sie im Jahr 2010 zum ersten Mal für den Oscar nominiert, diesen Februar hielt Jennifer Lawrence dann den begehrtesten Filmpreis der Welt in den Händen – als beste Hauptdarstellerin in der Liebeskomödie „Silver Linings“. Jetzt ist die 23-Jährige in „Die Tribute von Panem – Catching Fire“ wieder als Teenie-Heldin Katniss Everdeen zu sehen.
Miss Lawrence, Sie sind noch keine 24, aber schon Oscar-Gewinnerin und Protagonistin einer der erfolgreichsten Filmreihen der Welt. Haben Sie manchmal Angst, dass das alles ein bisschen zu schnell gegangen ist?
Angst? Wieso denn Angst? Weil es fortan nur abwärts gehen kann? Das hoffe ich natürlich nicht. Insgesamt schätze ich mich schon ziemlich glücklich, dass ich so schnell meinen Weg gefunden habe. Viele meiner alten Freunde von früher sind immer noch dabei herauszufinden, was und wohin sie wollen. Ich dagegen weiß das längst und habe das große Glück, meinen Lebensunterhalt mit etwas zu verdienen, das ich liebe. Und selbst wenn der Erfolg plötzlich ausbliebe, hätte ich kein Problem damit. Wäre ja nicht das Schlimmste, wenn sich die Leute mal eine Zeitlang etwas weniger für mich interessieren.
Wie gehen Sie damit um, dass Sie von Fans und Medien belagert werden?
Es ist gar nicht so schwer, damit klarzukommen. Was die Presse angeht, ist das einfachste schon mal, all die Sachen über mich gar nicht erst zu lesen. Und wenn ich doch mal etwas mitbekomme, ist das auch halb so wild. Meine Generation ist ja schon aufgewachsen mit diesem ganzen Promi-Irrsinn, von daher weiß ich ganz gut, wie diese Medien-Mechanismen funktionieren und nehme das alles nicht so ernst.
Trotzdem ist das Interesse an Ihrer Person derzeit riesig.
So ist das nun einmal, wenn man Filme dreht und berühmt wird. Da macht dann jemand ein Foto von einem Ring an deinem Finge und plötzlich steht irgendwo, man sei verlobt. Und kaum hat man mal etwas zu viel gegessen, schreibt jemand, man sei schwanger. Das habe ich bei anderen Leuten gesehen, also überrascht es mich nicht, wenn sich die Sache bei mir ähnlich verhält.
All die Aufmerksamkeit setzt Sie gar nicht unter Druck?
Ich will das gar nicht klein reden, aber irgendwie ist Druck das falsche Wort. Ich gehe das so entspannt wie möglich an. Was wäre schon die Alternative? Ich kann doch gar nichts anderes machen, als ich selbst zu bleiben und meinen Job zu erledigen.
Empfinden Sie Verantwortung? Immerhin sind Sie dank „Die Tribute von Panem“ ein Vorbild für Millionen von Mädchen.
Klar, den Schuh ziehe ich mir schon an. Nicht dass ich es mir ausgesucht hätte, Vorbild zu sein. Aber nur weil diese Rolle nicht selbst gewählt ist, sondern sich mit Erfolg automatisch eingestellt hat, nehme ich sie nicht weniger ernst. Entsprechend versuche ich so gut es geht, ganz bewusst darauf zu achten, was ich sage und tue.
Lustigerweise gibt es aber kaum eine Schauspielerin, die als so offenherzig gilt und frei Schnauze spricht wie Sie.
Damit treibe ich manchmal wahrscheinlich auch ein paar Leute zu Verzweiflung. Aber manche Sätze fliegen einfach so aus meinem Mund, das geht schneller als ich drüber nachdenken kann. Ich wurde nun einmal so erzogen, dass ich sage was ich denke. Und was erwartet man auch, wenn man einer 23-Jährigen ein Mikrofon vor die Nase hält? Für den ersten Teil der „Tribute von Panem“ wurde mir zwar ein Medien-Training verordnet, aber dessen Wirkung blieb anscheinend bescheiden.
Um ein Thema des Films aufzugreifen: woher wissen Sie welchen Menschen in Ihrem Umfeld Sie trauen können?
Puh, gute Frage. Prinzipiell habe ich einen ganz guten „Bullshit Detector“ und merke, wenn mir jemand Mist erzählt. Das geht ja vielen Frauen so. Aber mein engstes Umfeld ist sowieso meine eigene kleine Welt. Die Menschen, mit denen ich zusammenarbeite, kenne ich schon, seitdem ich 16 Jahre alt bin und mit der Schauspielerei angefangen habe. Meine engsten Freunde kenn ich noch viel länger. Und dann ist da noch meine Familie.
Das klingt alles sehr bodenständig und souverän. Gibt es überhaupt etwas, das Ihnen Angst macht oder Sorgen bereitet?
Ich nehme nicht an, dass Sie von Spinnen sprechen, oder? Die können mich nämlich tatsächlich in Todesangst versetzen. Aber davon abgesehen habe ich durchaus auch andere Ängste. Etwa davor, mal falsch zu liegen, was das Vertrauen angeht. Oder davor, dass das Leben, das ich führe, eben doch negative Auswirkungen haben könnte auf meine Familie und die Menschen, die ich liebe. Denn ich bin mir bewusst, dass das für die nicht immer leicht ist.
Es gibt doch Schattenseiten des Erfolgs?
Nicht, dass ich mich beschweren will, ich freue mich über meinen Erfolg. Allerdings ist es für meine Freunde manchmal sicher nicht lustig, wenn wir zusammen ins Kino gehen wollen und dann doch wieder umkehren müssen, weil es viel zu voll ist und wir sofort bedrängt würden, wenn mich jemand erkennt. Ich könnte verstehen, wenn jemand damit nicht klarkommen würde. Aber es würde mir das Herz brechen.
Haben Sie bei Ihrem Arbeitspensum für Freizeitaktivitäten überhaupt noch Zeit?
Oh ja, die nehme ich mir. Gerade wenn ich arbeite und es vielleicht auch mal emotional anstrengend ist, kann ich es gar nicht erwarten, abends wieder ich selbst zu sein, alles hinter mir zulassen und Spaß zu haben. Das kann ich ganz gut. Vielleicht sogar zu gut. Meistens schalte ich so sehr ab, dass ich völlig vergesse, noch mal das Drehbuch in die Hand zu nehmen. Da entspanne ich dann so sehr, dass ich am nächsten Morgen in Stress gerate und mir schnell noch die Dialoge in den Kopf hämmern muss.