Sie liebt Kakao, warnt vor Essstörungen und gibt Tipps, wie man sein Leben „endlich unter Kontrolle bringt“: Jessie Bluegrey, mit 2,5 Millionen Followern ein Star bei Tiktok, sorgt für einen äußerst disziplinierten Ansturm ihrer jungen Fans im Dorotheenquartier.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Ihre Mama habe versprochen, „ich besuch’ dich, wenn niemand zu deiner Signierstunde nach Stuttgart kommt“, erzählt Tiktok-Star Jessie Bluegrey aus Lahr in einem ihrer kurzen Filme. Von wegen – niemand kommt! Gestopft voll ist das Dorotheenquartier, da die junge Influencerin bei Hugendubel ihr erstes Buch „Das reizend kreative Bullet Journal – Bring dein Leben endlich unter Kontrolle“ vorstellt.

 

Der Ansturm ist groß, aber trotzdem bleibt alles geordnet. Etwa 1000 Teenies (viele werden von ihren Eltern begleitet) stellen sich in einer immer weiter wachsenden Schlange an, die sich kreuz und quer, hin und her, aber äußerst diszipliniert durchs Viertel zieht – von einem Chaos ist trotz der vielen Fans nichts zu spüren.

Es soll eine zweite Signierstunde geben, weil viele leer ausgingen

Die Buchhandlung hat 100 Plätze via Online angeboten – die waren rasch alle ausgebucht. „Der hohe Andrang traf die Autorin, den Verlag ihres Buches und das Filialteam unerwartet“, teilt Cristina Herrmann, die Münchner Unternehmenssprecherin von Hugendubel mit. Mit dieser „herausfordernden Situation“ sei man „optimal und umsichtig“ umgegangen. Die Türen habe man vorsichtshalber geschlossen. „Für zukünftige Veranstaltungen wird Security-Personal eingesetzt werden“, so Cristina Herrmann.

Weil viele Fans in den zwei eingeplanten Stunden leer ausgehen und kein Autogramm bekommen können, plant Hugendubel eine zweite Signierstunde mit Jessie Bluegrey in Stuttgart, wie die Unternehmenssprechern unserer Zeitung mitteilt. Der Termin stehe aber noch nicht fest.

„Da gibt’s einen Käsekuchen, den würde ich sofort heiraten“

Die Leute von Hugendubel sind begeistert. Kommt nicht alle Tage vor, dass eine so junge Autorin einen fulminanten Bestseller hinlegt, wie das momentan sonst nur Michelle Obama, die frühere First Lady der USA, oder Prinz Harry schaffen. Ihr Buch hat Jessie Bluegrey „zum Mitmachen“ konzipiert. Man kann kreativ mitmalen, sich motivieren lassen, die eigenen kreativen Seiten zu entdecken. Mit zweieinhalb Millionen Followern zählt die Debütantin in der Bücherwelt zu den erfolgreichsten Influencerinnen in Deutschland. Ihre Sprüche, die sie meist frech und leicht rotzig, aber doch mit einem Lächeln raushaut, kommen vor allem bei jungen Schülerinnen sehr gut an. So verrät Jessie Bluegrey etwa, dass sie für einen guten Kakao alles tut und dass es einen Käsekuchen gibt, den sie „sofort heiraten“ würde.

Ihr Tipp: „Redet immer mit euren Eltern!“

Offen spricht die Influencerin darüber, wie sie ihre Essstörung überwunden hat. „Mit 13 hab ich angefangen, Essen zu hassen“, berichtet sie und nennt die ungesunden Gewohnheiten aus Teenagerzeiten. Zu sehr sei sie auf ihr Gewicht fixiert gewesen. „Oft habe ich nur einen Apfel am Tag gegessen“, erzählt sie, „für die Schule war ich damit zu schwach und ließ mich krankschreiben.“ Ihren Fans rät Jessie: „Passt auf euch auf, und redet immer mit euren Eltern!“

Was den Erfolg der jungen Autorin ausmacht, die unter @jessiebluegrey bei Instagram zu finden ist? „Sie sprüht vor Kreativität und Individualität“, heißt es bei ihrem Verlag, der Edition Michael Fischer, „mit ihren zahlreichen Clips und Videos fesselt sie ihre Fans und überzeugt mit ihrer natürlichen, nahbaren und sympathischen Art.“ Ihre Leserinnen und Leser seien zwischen zwölf bis 24 Jahre alt. Das Notieren von Themen und Ideen, kleinen Aufgaben, versehen mit Skizzen und Erinnerungen findet laut Verlag bei dieser Zielgruppe mit einem Bullet Journal „großen Anklang“. Das Schreiben und Festhalten folge im Vergleich zur Arbeit für ein Tagebuch regelmäßigen Strukturen. Das Ordnen der eigenen Gedanken und der Schreibprozess könnten, erklärt der Verlagssprecher, „zu positiven Effekte auf die Selbstreflexion und die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit führen“.