Im Jahr 2008 hat er pro Auftritt 160 Euro verdient, heute handelt er das Vierhundertfache aus: Jesus Luz macht als Musiker Karriere.

Rio de Janeiro - Nein, das ist kein Künstlername, so heißt er wirklich: Jesus Luz - Jesus Licht. Er ist jung, hat strahlend blaue Augen, und wenn die Frauen in den edel fotografierten Modekampagnen seinen nackten Oberkörper sehen, murmeln sie "Wow!". Auch wenn man nicht sagen kann, dass sein Licht besonders hell strahle am Firmament der Stars und Sternchen, stellen sich bei Jesus Luz doch nach und nach Geld, Erfolg und Ruhm ein - wenn nur Madonna nicht wäre!

Denn welches Karriereschrittchen der Sohn einer Friseurin aus Rio de Janeiro auch unternimmt - immer unterstellt ihm alle Welt, dass es ihm ohne Madonna, 50, nicht geglückt wäre. Dass der eigene Glanz nur der Abglanz eines anderen sei, dieser Vorwurf muss ein aufgehendes Sternchen demütigen, aber er ist natürlich richtig. Denn Jesus Luz' fabelhaft bezahlten Modeljobs, seine Jetset-Auftritte, sein Leben in New York, seine erste Single "We came from Light" und seine erste Platte, die noch im Mai erscheinen soll - all das wäre sicher nie möglich geworden, wenn das für seine stilisierte Verruchtheit berühmte Sexsymbol den hübschen Brasilianer nicht Ende 2008 ins Bett gezerrt hätte.

"Als sein Stern raketenartig stieg, hat er eine der typisch New Yorker Qualitäten bewiesen: die Fähigkeit, seine Chancen optimal zu nutzen", schrieb die "New York Times" über den "charmanten, freundlichen, offenen, arbeitsamen" Brasilianer. Früher jobbte er in einem Surfladen in Rio, dann verdiente er als Model 160 Euro pro Auftritt. Nach dem legendären Madonna-Kuss in Rio zog er nach New York, lernte an einer DJ-Schule, pflegte seinen Ruhm als Madonna-Liebhaber - und heute kassiert er, so die britische Boulevardzeitung "Sun", an die 60.000 Euro für 90 DJ-Minuten. Also "611 Pfund die Minute", giftet das Blatt. Davon sei sein Talent mit elf Pfund bezahlt, und sein Status als "Toyboy Lover" von Madonna mit 600.

Sie nutzen Twitter als PR-Instrument


Öffentlich spricht er nicht über sie, und dennoch nährt er seinen Ruhm als ihr Bettgefährte. Ob sie schon getrennt sind, ob sie noch oder wieder zusammen sind, wo sie hinreist und wo er mit welchen Frauen in Erscheinung tritt, solche Informationen sondert die Jesus- und Madonna-PR-Maschine unentwegt im handlichen Twitterformat aus.

Schlagzeilchen à la "Jesus Luz liest in New York auf einer Parkbank Zeitung" oder "Jesus Luz sieht am liebsten in Unterhosen fern" halten das Interesse an dem Trabanten des Superstars wach. Und wer weiß, vielleicht steht auch weniger Schmeichelhaftes - etwa dass die Multimillionärin ihn aushalte, ihm eine Wohnung gekauft habe oder dass ihr Exmann Guy Ritchie über sein Englisch spotte - im Dienste der Selbstvermarktung.

In Brasilien tritt Jesus Luz ab und zu auf, etwa vor reichen Großfarmern in der tiefsten Provinz. Das Land verfolgt seinen wundersamen Aufstieg zwar interessiert, aber eher emotionslos. Dass sich Madonna häufiger in Brasilien tummelt, weckt mehr Interesse - und auch manche kritische Frage. Denn im Karneval bat sie brasilianische Millionäre und Milliardäre um Spenden für das Hilfswerk Success for Kids (SFK). Die Herren unterschrieben die Schecks, ohne lange zu fragen - und auch ohne darüber nachzudenken, dass man in Brasilien vielleicht auch ohne Madonna Bedürftigen helfen könnte.

Jesus Luz übt noch


Ambev, Südamerikas größter Getränkekonzern, honorierte den Auftritt Madonnas in seiner Karnevalsloge mit einer Spende von einer Million Dollar für SKF. "Ihre Arbeit hat doch Erfolg", sagte der Ambev-Chef João Castro. Allerdings hätte er das womöglich auch gesagt, wenn Madonna Kaugummikauen oder Cowboystiefeltragen als Beitrag zur Verbesserung der Welt propagieren würde, so groß war der PR-Effekt für Ambev.

Tatsächlich ist SFK ein eher dubioses Hilfswerk, das bei Kindern und Jugendlichen durch "sozial-emotionales Lernen" das "positive Verhalten stärken" und "das negative vermindern" will, so die Website. SFK ist eng mit dem Kabbalah-Zentrum in Tel Aviv verknüpft, das eine konsum- und genussfreudige Lightversion des jüdischen Thora-, Talmud- und Sohar-Studiums bietet - die Banalisierung einer großen Geistestradition, sagen die Kritiker. Dass das Kabbalah-Zentrum lehrt, jeder verdiene, was er hat, macht es attraktiv für millionenschwere Stars - so wie Madonna, die zu seinen bekanntesten Anhängern gehört.

Und Jesus Luz? Übt noch: "Ich muss aufhören", beendete er neulich ein Telefoninterview mit einem Klatschblatt, "mein Kabbalah-Lehrer ist gerade gekommen."