Nach Hunderten erfolglosen Bewerbungen hat Adam Pacitti seine letzten 500 Pfundin ein riesiges Werbeplakat investiert. Fünfzig Firmen zeigen sich interessiert.

Korrespondenten: Peter Nonnenmacher (non)

London - Mehr als 200 Jobbewerbungen hat Adam Pacitti verfasst, seit er im vorigen Sommer an der Uni Winchester seinen Abschluss machte. Aber keine einzige hatte den gewünschten Erfolg. Wie so viele seiner Altersgenossen mit Hochschulabschluss in Großbritannien biss sich der 24-Jährige an Arbeitsmarkt und Rezession die Zähne aus – obwohl er mit der Topnote, einem „First“, aufwarten konnte.

 

Drei Jahre Studien in Medienkunde waren es wohl aber auch, die Pacitti auf die Idee brachten, seine Arbeitskraft „etwas mediengerechter“ zum Verkauf zu stellen. Vor einigen Tagen präsentierte er an einer prominenten Stelle in Ostlondon eine riesige Werbetafel mit seinem eigenen Konterfei. Auf der Tafel stand: „Ich habe meine letzten 500 Pfund für diese Werbetafel ausgegeben. Bitte geben Sie mir einen Job.“

Ein Zusatz wies auf seine persönliche Website hin. Die war „employadam.com“ betitelt und enthielt eine vierminütige, humorige Selbstdarstellung. Er habe einfach „genug gehabt“ von den langweiligen Bewerbungsschreiben, meint Pacitti. Und als Sandwich-Man an der Themse herumzuspazieren erschien ihm offensichtlich etwas passé. Die Sache mit der großen Reklametafel hingegen war ein Gag, der ihn reizte: „Das war meine Art, mich zu profilieren.“ Das Geld habe er zusammengespart, während er im vorigen Sommer in einer Spielhölle arbeitete und Münzautomaten auffüllte: „Das war wirklich alles, was ich noch auf dem Konto hatte.“

Studienabgänger finden nicht immer einen Job

Inzwischen frage er sich manchmal, meint Adam Pacitti, ob es in England überhaupt noch einen Zweck habe zu studieren. Mit dieser Frage steht der Mann mit dem überdimensionalen Stellengesuch nicht allein. Vier von zehn Studienabgängern auf der Insel sind auch zwei Jahre nach ihrem Abschluss noch ohne alle Beschäftigung. Dafür haben sie, bei einer Studiengebühr von 9000 Pfund im Jahr und anderen anfallenden Studienkosten, zum Ende ihrer Unizeit an die 50 000 Pfund Schulden bei Vater Staat gemacht.

Und nur den wenigsten winken lukrative Posten. Viele übernehmen Funktionen, für die sie kein jahrelanges akademisches Büffeln gebraucht hätten. Wieder andere lassen sich, in der ewigen Hoffnung auf spätere Festanstellung, als Praktikanten anheuern. „Heutzutage sind die Leute bereit, für nichts zu arbeiten“, seufzt Pacitti. „Da springt einen schon mal die Verzweiflung an.“

Pacitti hat sich aus dem Schatten dieser Verzweiflung zu lösen gesucht. Seine Methode fand offenbar Anklang – nicht nur unter amüsierten Tweetern. Nach rascher Ausbreitung seiner Selbstanzeige im Net baten „an die fünfzig Firmen“ um Kontaktaufnahme. Das, meinen Experten der Berufsvermittlung, sei allerdings nur der Fall gewesen, weil Pacitti einen Medien- oder PR-Job suchte. In anderen Branchen hätte der Werbegag wenig getaugt. Ganz abgesehen von der Frage, was man von der Vermarktung der eigenen Persönlichkeit im Stile schriller Reality-TV-Kandidaten halten solle. Wo, bitte schön, solle denn so was enden?

Adam Pacitti, mit seinem geblümten Hemd und seiner Eulenbrille, scheint diese Frage wenig zu kümmern. Vor vier Jahren schon suchte der eigenwillige Brite per Blog nach einer „Traumfrau“, die er als eine Art Anti-Marilyn-Monroe-Figur, als „Ugly Betty“ seiner Imagination skizzierte. Vier Millionen direkter Klicks verzeichnete Pacitti damals. Zwanzig der jungen Damen in neun verschiedenen Ländern beschloss er in der Folge kennenzulernen. Die Traumfrau fand er aber nicht auf seiner Welttour. Vielleicht wartet nun seine Werbetafel wenigstens mit dem Traumjob auf.