Dass die Tänzerinnen und Tänzer des Stuttgarter Balletts heute mehrheitlich ihre Ausbildung an der John-Cranko-Schule durchlaufen haben und die Kompanie damit ihren Nachwuchs nach den eigenen Bedürfnissen ausbilden kann, hat vor allem mit Tadeusz Matacz zu tun.
Unter der Direktion des aus Polen stammenden Ballettpädagogen hat sich die Schule zur weltweit bestaunten Vorzeige-Einrichtung der klassischen Ballettausbildung gemausert. Wer heute eine Aufführung der Tanzlehrlinge erlebt, versteht, warum John Cranko die eigene Schule so wichtig war.
Das Wohl der Kinder im Fokus
Wenn Tadeusz Matacz am 1. Dezember sein 25-Jahr-Dienstjubiläum feiern darf, dann kann er als Direktor der John-Cranko-Schule auf die lange Liste der Namen von ehemaligen Auszubildenden stolz sein, die zu Ersten Solistinnen und Solisten aufstiegen – von Rocio Aleman bis Adhonay Soares da Silva. Auch Choreografen und Choreografinnen wie Fabio Adorisio, Alessandro Giaquinto, Katarzyna Kozielska, Louis Stiens und Demis Volpi hat die Schule unter seiner Leitung hervorgebracht.
Tadeusz Matacz hat ein Kollegium geformt, dem das Wohl der ihm anvertrauten Kinder an erster Stelle steht. Vorfälle, wie sie in den Ballettschulen in Berlin oder Zürich zu beklagen waren, soll es in Stuttgart nicht geben, wie der Direktor in einem Interview betonte: „Wir handeln nach dem Credo unserer ehemaligen Kollegin Ute Mitreuter-Russo, die sagte: Man muss die Kinder lieben und seinen Beruf“, betonte Matacz. Und weiter: „Es gibt klare Gesetze, über die tauschen wir uns ständig aus. Als Direktor muss ich dafür garantieren, dass Informationen fließen können. Und ich brauche besondere Wachsamkeit, um leiseste Anzeichen zu erahnen und zu vermitteln, welche Wirkung zum Beispiel ein scharfes Wort auf einen Schüler hat.“
Suche nach neuen Talenten
Dass in Mataczs Direktion 2020 der Umzug in das neue Gebäude und ein Jahr später der 50. Geburtstag mit einer beeindruckenden Gala gefeiert werden konnte, sind ein bisschen auch Belohnung für den Einsatz des Pädagogen. Erkannt hat er zudem die Notwendigkeit, aktiv nach neuen, zu den Ansprüchen des Stuttgarter Balletts passenden Talenten Ausschau zu halten und als Juror bei internationalen Wettbewerben wie dem Youth America Grand Prix, dem Japan Grand Prix oder dem Prix de Lausanne für Stuttgart zu werben.
Seine eigene Ausbildung zum Tänzer absolvierte Tadeusz Matacz in seiner Heimatstadt Warschau, wo er im Anschluss auch eine pädagogische Ausbildung abschloss. Bis 1984 war er Erster Solotänzer am Großen Theater Warschau und tanzte bis 1992 in derselben Position am Badischen Staatstheater. Als Ballettmeister war er nicht nur in Karlsruhe, sondern auch in Toulouse, Frankfurt und Warschau tätigt, bevor ihm der damalige Intendant Reid Anderson 1998 die Leitung der Cranko-Schule anvertraute.