John Travolta wird in Berlin als bester Schauspieler geehrt. Doch Schlagzeilen macht sein Privatleben.

Berlin - Sie sind ein Musterbild des Familienglücks, wie sie da vom Titel des aktuellen "People"-Magazins herunterschauen: John Travolta, Kelly Preston und ihr neugeborenes Baby Benjamin, ganz in Weiß, vor Freude nur so strahlend. Das Haus der Travoltas in Florida, berichtet das Klatschheft, das exklusiv das erste Interview nach der Geburt führen durfte, platze nur so vor Glück und Liebe.

Noch vor einem Jahr hatte die Familie Travolta ein ganz anderes Bild abgegeben. Das Einzige, was man damals vom einstigen "Saturday Night Fever"-Star zu sehen bekam, war, wie er mit finsterer Miene in einem Gerichtssaal auf den Bahamas ein- und ausging. Zu Verhandlung stand damals ein Erpressungsfall, Travolta war der Ankläger. Ein Rettungssanitäter und eine ehemalige Senatorin sollen von Travolta 25 Millionen Dollar Schweigegeld verlangt haben. Dafür würden sie niemandem davon berichten, dass das Hollywoodidol seinem schwer kranken 16 Jahre alten Sohn Jett nach einer epileptischen Episode zunächst die ärztliche Behandlung habe versagen wollen. Travolta, behauptete das Duo, wollte den autistischen Jett, der um sein Leben kämpfte, lieber aus dem Land fliegen, statt ihn in die Notaufnahme des örtlichen Krankenhauses zu bringen. Erst im Krankenwagen zum Flughafen habe er jedoch seine Meinung geändert. Doch es war zu spät. Die Notärzte konnten nur noch Jetts Tod feststellen.

Travolta will in die Zukunft schauen


Es war eine schwere Zeit für Travolta. Er hatte nicht nur den Verlust seines Sohnes zu verkraften, sondern auch die Spekulationen, dass er für dessen Tod mitverantwortlich sei. Basis der Verdächtigungen, die damals durch die Weltpresse geisterten, war Travoltas offene Verbindung zur Glaubensgemeinschaft der Scientologen. Scientologen lehnen in vielen Fällen konventionelle ärztliche Versorgung ab - insbesondere, wenn es sich um psychische Erkrankungen und die Verabreichung von Psychopharmaka geht. Eine solche Behandlung hätte aber vielleicht Jetts Verkrampfungen verhindern können.

Bis zum vergangenen September versuchte John Travolta die Sache öffentlich richtigzustellen, indem er gegen die mutmaßlichen Erpresser prozessierte. Dann gab er auf und ließ den Prozess einstellen. Er wolle nicht mehr ständig den Schmerz des Verlustes durchleben, gab Travolta bekannt, er wolle in die Zukunft schauen. Schließlich war seine Frau mit 48 Jahren im siebten Monat schwanger.

Nun ist Ben da


Vom Glauben an die Scientologie hat das Erlebnis mit Jett Travolta und Preston allerdings offenbar nicht abgebracht. Im Interview mit "People" berichtet das Paar stolz, dass Ben streng nach den Regeln der Sekte zur Welt gekommen sei. Es wurde nicht gesprochen, Kelly durfte trotz Kaiserschnitts nicht schreien, Musik gab es auch keine. Der Sektengründer L. Ron Hubbard, so erklärt Travolta die Praxis, habe herausgefunden, dass der "reaktive Geist" die Ursache der meisten psychosomatischen Störungen sei. "Wir wollten alles vermeiden, was Ben für den Rest seines Lebens heimsuchen könnte. Er sollte so sanft und friedlich zur Welt kommen wie möglich."

Nun ist Ben da, ganz friedvoll, und die Familie ist wieder komplett. "Er hat uns ein Gefühl der Erneuerung gegeben. In unserer Familie herrscht ein neuer Geist, wir haben wieder einen Sinn gefunden", sagte Travolta zu "People".

Es ist eine schöne Story - die Familie, die durch ein neues Leben langsam ihre Wunden heilt. Doch nicht jeder in den USA kauft den Travoltas diese Idylle ab. So halten sich hartnäckig die Gerüchte, dass die Familie für Travolta nur eine Fassade ist und dass er ein geheimes Leben als Homosexueller führt. Als der freche Ricky Gervais vor zwei Wochen die Golden Globes moderierte, konnte er sich eine Spitze in diese Richtung nicht verkneifen. Der Film "I love you Philip Morris", in dem zwei Homosexuelle so tun, als wären sie hetero, sei in diesem Jahr nicht für einen Golden Globe nominiert worden, witzelte Gervais. In dem Streifen gehe es genau umgekehrt zu wie im Haushalt "eines berühmten Scientologen". Der berühmte Scientologe antwortete darauf im Anschluss an den Abend nur mit dem etwas verlegenen Kommentar, dass die Show wohl mehr einem "Grillfest" geglichen habe denn einer Preisverleihung. Dann nahm er seine Frau Kelly an die Hand, legte die andere auf die Schulter seiner Tochter Ella Bleu und tat sein bestes Zahnpastalächeln auf.