Die alpinen Skifahrer sind wieder unterwegs, derzeit in den USA. Auch Josef Ferstl, die neue deutsche Hoffnung. Dessen Vater Sepp gewann 1978 die Abfahrt in Kitzbühel.

Sport: Dominik Ignée (doi)

Stuttgart - Bond, James Bond. Die ultimative bayerische Version der wohl berühmtesten Vorstellung im Film präsentierte neulich im Zillertal ein Abfahrer des Deutschen Skiverbandes. „Ferstl, Peppi Ferstl“, sprach also Josef Ferstl. Dann setzte er sich im Speiseraum eines Hotels an den Tisch. Mit einem erstaunlich breiten Grinsen.

 

Der gebürtige Traunsteiner besitzt durchaus das Talent zum Unterhalter. Er ist ein echter Bursche aus Oberbayern, stets aufgelegt zu Schabernack und trockenen Sprüchen. Wäre der Peppi vom SC Hammer erfolgreicher und bekannter, würde er sich mit dem Ski-Spaßvogel Felix Neureuther möglicherweise auf Augenhöhe befinden. Aber so ist es nicht. Vor wenigen Jahren hätte der nationale Verband Josef Ferstl und seinen Kameraden von der Speedabteilung wegen trostloser Ergebnisse nämlich fast den Hahn abgedreht. Anders formuliert: die Lizenz zum Skifahren war so gut wie weg.

Die neuen Trainer haben Vertrauen

Josef Ferstl erinnert sich noch an die Zeit, in der alles auf der Kippe stand. „Es war echt das Thema, dass wir alles lassen und aufhören“, sagt er. Der Rennläufer war bei den Krisengesprächen zwar nicht dabei, doch sei es schon hart gewesen, „dass kein Vertrauen da war und dass es so weit kommen musste“. Klar, meint Ferstl, er und seine Kollegen trugen die Hauptschuld an der Misere, sie stünden ja auch auf den Brettern. „Doch der Trainerstab war auf uns auch nicht so perfekt abgestimmt wie wir es gebraucht hätten.“

Ein kleiner Seitenhieb, der darf schon noch sein. Doch seit Mathias Berthold, eine Art Trainer-Guru aus Österreich, Chefcoach wurde und sich vor allem der nicht funktionierenden Speedtruppe annahm, zeigt die Formkurve dezent nach oben. „Mit dem Mathias ist jetzt ein cooler, vertrauensvoller Chef gekommen, der zu hundert Prozent hinter uns steht“, sagt Ferstl. Auch der Disziplintrainer Christian Schwaiger, der früher mit Maria Höfl-Riesch zusammenarbeitete, habe der Mannschaft gut getan. „Es wird jetzt nicht mehr um den heißen Brei herumgeredet. Klare Sprache, klare Ansage – man muss jetzt als Athlet sehr kritikfähig sein, aber ich finde das auch gut“, sagt der Ferstl Josef, der wohl viel früher gerne mal so richtig zusammengestaucht worden wäre. Doch für einen Kurswechsel ist es nie zu spät.

Es sind ganz grundlegende Dinge, die Ferstl und seinen Kameraden Klaus Brandner, Thomas Dreßen und Andreas Sander, die am Freitag bei der Abfahrt in Beaver Creek ihr Glück versuchten, lernen mussten. Es ist nicht möglich, in Kitzbühel die gleiche Renntaktik anzuwenden wie in Wengen. So würde die Reise im Fangzaun enden, würde er wie ein Verrückter in den Hausberg hineinspringen, sagt Ferstl. Die Trainer weisen die Abfahrer auch ganz genau darauf hin, wie gewisse Passagen zu nehmen sind. Mal muss man mehr in die Hocke, dann bei einem Sprung etwas tiefer fliegen, und in der nächsten Passage fast aufrecht unterwegs sein. „Mathias hat in Österreich mit den besten Abfahrern der Welt zusammengearbeitet, er gibt so viel weiter, das tut einfach gut“, lobt Ferstl den Trainer, von dem er sich viel erhofft.

Ferstl wirft die Flinte nicht ins Korn

Über sich selbst sagt der Rennläufer, dass im vergangenen Winter gute Ergebnisse dabei gewesen wären, aber zum Teil auch wieder welche, bei denen Setup und Taktik einfach nicht gepasst hätten. Tatsächlich große Leistungen hat der Bayer noch nicht abgeliefert. 2013 fuhr er in Garmisch als Neunter erstmals in die Top Ten. Ein zweites Mal schaffte er es im vergangenen Winter bei der Abfahrt in Santa Catarina. Der siebte Platz dort sicherte ihm zwar die Teilnahme an der Weltmeisterschaft in Vail, doch in den USA fiel Josef Ferstl wieder zurück auf das gewohnte Niveau. Platz 22 in der Abfahrt, Rang 25 im Super G – mehr ging nicht.

Abfahrer brauchen Erfahrung. Mit 26 Jahren muss einer wie Ferstl die Flinte deshalb noch nicht ins Korn werfen. Und dass sein Vater Sepp Ferstl 1978 die Abfahrt in Kitzbühel gewann und in Deutschland damit Heldenstatus erlangte, das findet der Junior zwar klasse, doch die Vergleiche mit dem Papa jucken ihn herzlich wenig. „Andere Zeiten“, sagt Peppi Ferstl und blickt ziemlich cool umher. Fast wie 007.