Das Stuttgarter Linden-Museum feiert sein hundertjähriges Bestehen mit einem Geburtstagswochenende aus Konzerten, Theater und Führungen.

Stuttgart - Die Zahl der Stuttgarter Jubilare mehrt sich: So gehört zu den Geburtstagskindern des Jahres 2011 neben der Kunstakademie auch das Linden-Museum. Zwar ist die völkerkundliche Sammlung nicht einmal halb so alt wie die Kunsthochschule, die auf stattliche 250 Jahre zurückblickt, aber auf hundert Jahre bringt es das Linden-Museum nun auch schon. Am 28. Mai 1911 wurde es von König Wilhelm II. in seinem heutigen Gebäude am Hegelplatz eingeweiht und auf den Namen seines Gründers, Karl Graf von Linden, getauft.

 

Äußeres Anzeichen des Jubiläums sind die große Weltkugel auf dem neu gestalteten Vorplatz, Leuchten, die den Bau nachts ins rechte Licht setzen, sowie die nicht zu übersehende Bronzeaufschrift "Linden-Museum" an der Fassade. Auch das Foyer wurde zum Geburtstag aufgemöbelt. Viel weiße Farbe und eine brandneue Info- und Kassentheke vermitteln einen Eindruck von Großzügigkeit und Weite, wo zuvor drangvolle Enge herrschte. "Uns kam es auf ein attraktives Erscheinungsbild des Museums an, um es so besser in der Stadt zu positionieren", sagt die Hausherrin Inés de Castro. Denn das "Standing" des Museums entspreche nicht seiner Bedeutung, das eine der herausragenden Sammlungen in Europa besitzt.

Ausstellungen bis Mitternacht geöffnet

Aber richtig gefeiert wird natürlich auch. Auf den Tag hundert Jahre nach seiner Eröffnung lädt das Museum am Wochenende alle Stuttgarter und Besucher zu einem bunten Programm mit Musik und Führungen, Geburtstagskuchen und Luftballons ein. Der Countdown beginnt schon am Freitag: Nach einem offiziellen Festakt mit geladenen Gästen sind sämtliche Ausstellungen bis Mitternacht geöffnet, es gibt Musik, und Punkt 24 Uhr knallen die Korken beim spektakulären chinesischen Löwentanz, der in seiner Heimat als Glückbringer gilt. Glückskekse inklusive!

Für Kinder und Familien gibt es am Samstag dann am Tag der offenen Tür Spielaktionen, Führungen und ein Saz-Konzert in der Orient-Abteilung. Höhepunkt ist eine Aufführung des Teatro Trono, eines Jugendtheaterensembles aus Bolivien, das in seinem Stück "En la Calle" vom Leben der Straßenkinder erzählt.

Kulturvergleichende Inszenierungen

Spiel und Spaß allein wären aber zu wenig für ein Haus mit wissenschaftlichem Anspruch. Im Herbst zeigt das Linden-Museum darum "Weltsichten", die erstmals alle sieben Abteilungen der Sammlung in einer thematisch gegliederten Ausstellung zusammenführen: In kulturvergleichenden Inszenierungen und anhand von mehreren Hundert Objekten und Kunstwerken beschäftigt sich die Schau mit den unterschiedlichen Arten der Weltdeutung und -ordnung in Nord, Süd, West und Ost. Wie heiratet man zum Beispiel in Asien? Hat ein Buddhist ein anderes Zeitempfinden als ein Europäer oder Amerikaner? Wie entstehen Schönheitsideale?

Ort der "Weltsichten" ist jedoch nicht das Linden-Museum, sondern das Kunstgebäude am Schlossplatz. Das eigene Gebäude am Hegelplatz wäre viel zu klein für diese bisher größte Schau in der Geschichte des Hauses. Am Schlossplatz dagegen, sagt Inés de Castro, "können wir uns mal so richtig austoben und ganz neue Formen der Präsentation wagen".

Countdown und Tag der offenen Tür

Freitag: Der Geburtstags-Countdown beginnt um 20.30 Uhr. Das Orchester der Kulturen spielt in den Räumen der Sammlung, dazu gibt es zahlreiche Kurzführungen mit den Kuratoren und Restauratoren des Linden-Museums. Um 23.15 Uhr treffen in einem Konzert des Orchesters der Kulturen unter der Leitung von Adrian Werum Gitarre, Bass und Alphorn auf Sitar, Saz und Kora. Um 24 Uhr präsentiert die Zhuo-Shi-Wushu-Akademie aus Tübingen den glücksbringenden Löwentanz aus China.

 Samstag: In der Ostasien-, Afrika- und Nordamerika-Abteilung finden von 12 bis 16 Uhr Spielaktionen für Kinder statt. Von 12 bis 16 Uhr können junge und alte Besucher ihren Lieblingsgegenstand vor laufender Kamera präsentieren und erzählen, warum ihnen gerade dieses mitgebrachte Objekt so wichtig ist. „Ein Ding aus meiner Welt“ nennt sich dieses Internet- und Filmprojekt, das der Frage nachgeht, warum der Mensch Dinge sammelt und aufbewahrt. Von 14 bis 15 Uhr werden wiederum Familienführungen angeboten, parallel gibt Can Demirel in der Orient-Abteilung ein Sazkonzert. Den Abschluss macht um 16 Uhr das Teatro Trono aus Bolivien: Die sieben Mitglieder des Jugendtheaters aus El Alto erzählen in kurzen Episoden vom Leben der Straßenkinder in Südamerika.