Stefan Scholl feiert heute seinen 80. Geburtstag und blickt auf sein bisheriges Leben zurück.

Leonberg - Als Stefan Scholl in Kindheitstagen gefragt wurde, was er einmal werden wolle, antwortete er: „Weltbeschauer!“ Was das sei? „Jemand, der sich die Welt anschaut und dann Bücher darüber schreibt.“ Stefan Scholl wird heute 80 Jahre alt. Ein Weltbeschauer ist er in gewissem Sinne auch geworden. Doch beruflich hat er sich für die Architektur entschieden.

 

Aufgewachsen ist er in Stuttgarts Norden, in der Landeshauptstadt hat er auch studiert. Frisch verheiratet, wanderte er mit seiner Frau Margarete 1968 ins heutige Namibia aus. „Das war Abenteuer pur“, sagt Margarete Scholl, die dort als Erzieherin gearbeitet hat, „und so völlig anders als das Leben hier.“ Mit der neugeborenen Tochter kam das Paar 1971 zurück nach Deutschland. Stefan Scholl begann in einem Warmbronner Architekturbüro, wurde dort schnell Partner. Mit dem Bau des Eigenheims 1974 wurde der Leonberger Teilort ganz zur Heimat, auch für die beiden 1974 und 1979 geborenen Söhne.

Tresore noch sicherer machen

In den 80er Jahren und der damaligen Flaute am Bau gab der Jubilar die berufliche Selbstständigkeit auf und wechselte zur ehemaligen Landeszentralbank nach Stuttgart, wo er bis zum Ruhestand blieb. „Da haben wir nicht nur die typischen baulichen Aufgaben gehabt, sondern auch absolut spannende Sachen ausgetüftelt“, erinnert er sich, „zum Beispiel, wie man die Tresore der Bank, die ja quasi ein Gebäude im Gebäude waren, immer noch besser sichern kann.“

Hier kam ihm sein technisches und handwerkliches Talent gut zupass, denn getüftelt und repariert hat er schon immer gerne. „Das muss ‚papariert‘ werden“, haben die Kinder gesagt, wenn irgendetwas kaputt war.“ Das Geburtstagskind lacht. „Und im Lauf der Jahre habe ich auch eine ordentliche Sammlung an Schrauben im Keller zusammengetragen.“ Die braucht er auch, denn er erforscht und repariert bis heute das Innenleben von Küchengeräten, Kinderspielzeug oder Uhren.

Brunnenbau mit Frei Otto

Ob Tüfteln, Gartenarbeit oder Malen, Langeweile kennt der umtriebige Senior nicht. Seine Aquarelle wurden mehrfach ausgestellt, so in der Leonberger Lahrensmühle, in der Deutschen Bundesbank und bei der Warmbronner Biennale. Die hat er bis 2017 dreimal organisiert: „Das hat Spaß gemacht, aber dann dachte ich: Jetzt sollen mal die Jungen ran.“ Bei der diesjährigen Biennale hat er zwei Fotografien ausgestellt, denn auch das Fotografieren zählt zu seinen Hobbys, speziell die Makrofotografie. Von den inzwischen sechs, bald sieben Enkeln bekommt jedes ein Jahrbuch mit den schönsten Bildern von sich und der Familie.

„Ich empfinde es als Gnade, dass ich meinen 80. Geburtstag einigermaßen gesund erleben darf“, sagt der Jubilar, für den auch das ehrenamtliche Engagement in seinem Wohnort selbstverständlich ist. So hat er, am Anfang noch zusammen mit dem unvergessenen Architekten Frei Otto, den Christian-Wagner-Brunnen in der Warmbronner Ortsmitte geplant, gebaut und anschließend 20 Jahre lang gewartet.

Seinen Geburtstag verbringt Stefan Scholl zusammen mit seiner Familie im Elsass, drei Tage lang werden die Scholls miteinander feiern. Das nächste Fotobuch ist damit schon am Start.