Die Jüdische Gemeinde braucht eine neue Torarolle und bittet die Bürgerschaft um ihre Mithilfe. Die Herstellung dauert ein Jahr. Der kleinste Fehler hätte gravierende Folgen.

Stuttgart - Die Jüdische Gemeinde Stuttgarts ruft die Bürger dazu auf, für eine neue Torarolle zu spenden. Torarollen sind unverzichtbare Bestandteile aller jüdischen Gemeinden. Die Tora ist der Teil der Bibel, der die fünf Bücher Mose enthält. Der Überlieferung nach hat Gott die Tora diktiert.

 

Die jüdische Gemeinde fühle sich mit der Stadt verbunden und ihr zugehörig, erklärte Michael Kashi, Vorstandsmitglied der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württembergs (IRGW), im Rahmen der Auftaktpressekonferenz in der Kleinen Synagoge des Gemeindezentrums. Die Spendenbeteiligung der Bürgerschaft verstehe man als Ausdruck dieser Verbundenheit.

„Die Juden gehören zum Land, sind Teil der Gesellschaft“, sagte Kashi. Zwar besitze die Gemeinde bereits mehrere Rollen, doch seien diese alt oder beschädigt und nicht mehr für den Gottesdienst brauchbar. „Man könnte sie reparieren, aber das wäre fast so teuer, wie eine neue Rolle herzustellen“, so Kashi.

Viel Arbeit für einen Sofer

Die Niederschrift einer Torarolle beherrschen heute nur noch wenige ausgebildete Schreiber, sogenannte Sofer. Die Herstellung eines Exemplars kostet mehr als 30 000 Euro und dauert bis zu einem Jahr. Kleinste Schreibfehler machen die Rolle unkoscher und damit unbrauchbar. Schirmherr des Spendenprojekts ist Ordnungsbürgermeister Martin Schairer. Durch die Aktion wolle man zeigen, dass die Jüdische Gemeinde in der Gesellschaft angekommen sei und dort bleiben solle, so Schairer. Der Bürgerschaft biete eine Beteiligung die Möglichkeit, sich mit dem jüdischen Glauben zu beschäftigen.