Seit 2015 wurde geplant. Jetzt erst beginnen die Bauarbeiten zu einem Synagogenvorplatz in der City in der Hospitalstraße. Nach Abschluss im März 2023 ist die Straße für den Durchgangsverkehr gesperrt.

Seit dieser Woche wird an der Umsetzung der Pläne für einen standesgemäßen Synagogenvorplatz in der Hospitalstraße gearbeitet. Noch vor Kurzem hatte Veronika Kienzle, die Bezirksvorsteherin Mitte, gemeint: „Es kann doch nicht sein, dass wir seit 2015 über diese Maßnahme sprechen. Wenn man bedenkt, dass wir ganze Einkaufscenter schneller hochziehen.“

 

Die indirekte Kritik an der Stadtverwaltung hat offenbar ihr Wirkung nicht verfehlt. Tatsächlich zeigt das Beispiel, wie langsam die Prozesse und die Abstimmung zwischen den Referaten läuft. So hat beispielsweise der Bauherr des ehemaligen GWG-Hauses in der Hospitalstraße 33 sage und schreibe ein Jahr und sieben Monate auf die Baugenehmigung gewartet. Erst jetzt wächst auch dort, gegenüber der Synagoge, das neue Domizil der Volkshochschule (VHS) heran.

Jüdische Gemeinde schaffte Fakten

So lange wollte die Israelitische Religionsgemeinschaft Württemberg (IRGW) nicht warten. Sie hat bereits 2018 den Zugang zur Synagoge repräsentativ nach Plänen des Architekten Abiry gestaltet. Nun soll das Stückwerk mit der Vorplatzgestaltung zu einem Gesamtwerk zusammenwachsen. Susanne Jakubowski vom IRGW-Vorstand ist einfach „nur froh“, dass der Synagogenplatz auch einen entsprechenden Vorplatz bekommt. Aus Sicht von Astrid Schmelzer, Referat Städtebau, habe diesem bedeutenden sakralen Platz, schon immer ein Vorplatz gefehlt. Dazu wird nach Fertigstellung die Hospitalstraße für den Durchgangsverkehr gesperrt. Versenkbare Poller erlauben dann nur noch Rettungs- und Einsatzfahrzeugen oder der Müllabfuhr die Durchfahrt.

Hospitalviertelverein unterstützt

Auch Pfarrer Eberhard Schwarz freut sich über die repräsentative Platzgestaltung. Als Vorstand des Hospitalviertelvereins und evangelischer Pfarrer liegt ihm die Entwicklung des ganzen Quartiers und die Verbindung zur jüdischen Gemeinde seit jeher am Herzen. In diesem Fall sogar so sehr, dass sein Verein einen wesentlichen Beitrag zur Platzgestaltung beiträgt. Schwarz will durch Spenden zwölf Bodenplatten, die die zwölf Stämme Israels symbolisieren, finanzieren. Die Platten sollen nach der Fertigstellung mit einer Spot-Beleuchtung in Szene gesetzt werden. „Geschichte ist nicht nur Geschehenes, sondern auch Geschichtetes“, sagt Schwarz, „dies gilt auch für diesen Boden im Hospitalviertel. Hier entsteht etwas von Bedeutung für die Stadt.“

Ein sakraler Ort

Die IRGW-Vorstandssprecherin Barbara Traub meinte anlässlich der Einweihung des Synagogenplatzes: „Wir hoffen, dass die Stuttgarter Bürger künftig nicht mehr nur wissen, dass es in der Stadt eine Synagoge gibt, sondern dass sie auch wissen, wo genau die Stuttgarter Synagoge steht. Mit unserem Synagogenplatz wird unsere Gemeinde viel stärker als bisher ins Bewusstsein der nichtjüdischen Bürger rücken. Nicht mehr nur als jüdische Menschen, sondern auch als jüdische Gemeinde werden wir künftig stärker wahrgenommen werden. Wahrgenommen als Teil dieses Landes. Als Teil dieser Stadt.“