Im Machtkampf in der jüdischen Gemeinde Württemberg geht es längst nicht mehr um den Widerstreit religiöser Positionen, glaubt Mathias Bury. Mit seiner Strafanzeige gegen Ex-Vorstand Martin Widerker geht der Gemeindevorstand in die Offensive.

Lokales: Mathias Bury (ury)

Stuttgart - In diesen Tagen sind es eigentlich andere Themen, welche die Mitglieder jüdischer Gemeinden in Deutschland umtreiben: allen voran das Gedenken an die Novemberpogrome von 1938 und der neu aufkeimende Antisemitismus in der Republik.

 

In Stuttgart beschäftigt sich die Gemeinde mal wieder mit sich selbst. Und das schon seit Jahren, immer wieder und gezwungenermaßen. Ein weiteres Mal hat es Martin Widerker geschafft, das Geschehen in der Gemeinde zu bestimmen und den Gang der Dinge zu torpedieren.

Kein Kavaliersdelikt

Überspannt hat er den Bogen schon öfter, sein jüngster Angriff auf den amtierenden Vorstand könnte ihm aber noch leid tun, wenn die Staatsanwaltschaft Ermittlungen aufnimmt. Verstöße gegen den Datenschutz und Verleumdung sind keine Kavaliersdelikte, die man eben mal zu Wahlkampfzwecken einsetzt.

Mag der nicht enden wollende Machtkampf auch wirken wie ein religiöser Richtungsstreit zwischen streng orthodoxen und liberaleren Vertretern der jüdische Gemeinde. Mit jeder neuen Eskalationsstufe wird deutlicher: Hier verfolgt ein offenbar schwer gekränkter Mann, der durchaus Verdienste für die Gemeinde vorweisen kann, sein destruktives Programm. Damit ruiniert er nicht nur seinen Ruf. Er schadet auch der Gemeinde, die ihm angeblich so am Herzen liegt.

mathias.bury@stzn.de