Jugendliche von fünf Schulen aus der Region sind bei „Jugend debattiert“ dabei. Sie können sich für den Landewettbewerb qualifizieren.

Sindelfingen - Beispiele für schlechte Gesprächskultur gibt es unzählige. Dazu muss man nur abends den Fernseher einschalten und sich durch die Sender zappen. Irgendwo findet man sicher eine Talkshow, bei der sich die Gäste anschreien, ins Wort fallen und beleidigen. Wie eine gute Debattenkultur aussieht, das konnte man gestern im Sindelfinger Goldberg-Gymnasium lernen. Dort trafen sich Jugendliche von fünf Schulen aus Stuttgart, Sindelfingen, Böblingen und Rutesheim zum Regionalwettbewerb „Jugend debattiert“.

 

Soll die Einzelhaltung geselliger Haustiere verboten werden? Mit dieser Frage beschäftigten sich die Schüler der Mittelstufe. Vor zehn Tagen hatten sie das Thema erfahren. Doch erst wenige Minuten vor dem Wettbewerb wussten sie, ob sie eine Pro- oder Kontra-Haltung einnehmen sollten. Benjamin Kloß, Neuntklässler des Rutesheimer Gymnasiums, wurde die Pro-Meinung zugelost: „Eigentlich ist mir Kontra lieber. Da muss man nur gegen die Argumente der anderen halten.“ Trotzdem hielt er eine beeindruckende Eröffnungsrede. Gemeinsam mit seinem Pro-Partner Lionel Wrzodek vom Stuttgarter Hegel-Gymnasium trat er gegen Dennis Petrovic, Achtklässler des Goldberg-Gymnasiums, und Lea Schmucker, Zehntklässlerin der Realschule Eschenried, an.

Eine Runde dauert 24 Minuten

Ein strenges Reglement ist den jungen Debattierern vorgegeben: Je zwei Minten hat jeder für sein Eröffnungsplädoyer. Dann wird in der Viergruppe zwölf Minuten lang diskutiert, bevor jeder eine Minute für ein Abschlusswort hat. „Tiere sind keine Gegenstände, sondern Lebewesen und müssen wie solche behandelt werden“, ist das Hauptargument der Befürworter eines Einzeltierhaltungsverbots. „Einsame Menschen mit wenig Geld könnten sich bei einem solchen Gesetz kein Tier mehr halten“, kontern die Gegner. Nach 24 Minuten ist alles vorbei. Die Jury aus zwei Lehrern und einer Schülerin beriet lange hinter verschlossenen Türen. Dann teilte sie den Teilnehmern ihre Einschätzung mit. Punkten konnten alle vier mit ihrer Gesprächsführung. „Ihr habt euch schön aufeinander bezogen“, lobte die Jurychefin Ruth Höller. Minuspunkte gab es hingegen für die Bereiche Sachkenntnis und Überzeugungskraft. „Ihr habt zu wenige Belege und Begründungen für eure Argumente geliefert“, sagte Höller.

Finale ist am 13. Februar

„Die Schüler lernen beim Wettbewerb, dass Debattieren nicht Streiten bedeutet und dass man Argumente sachlich austauschen kann“, sagte Höller. Sie setze das Debattieren auch gezielt im Unterricht der achten Klasse ein, wenn die Erörterung auf dem Lehrplan stehe.

Beim Regionalwettbewerb wurden in der gestrigen Vorrunde die jeweils vier Besten der beiden Altersgruppen ermittelt. Sie treten in der nächsten Woche beim Finale an. Die vier Besten des Regionalentscheids dürfen zum Landeswettbewerb nach Stuttgart. Die Landessieger nehmen im Sommer am Bundeswettbewerb in Berlin teil. Einmal sei mit Carlotta Schramm vom Stuttgarter Hegel-Gymnasium eine Schülerin aus der Region Bundessieger geworden, berichtet der Regionalverbundkoordinator Bernhard Kees vom Goldberg-Gymnasium.

Zweimal schafften es sogar Goldberg-Gymnasiasten ins Finale: Als bisher bester Debattierer aus dem Kreis Böblingen wurde Roman Vogelgsang 2008 Fünfter.