Die Zahl der Jugendarbeitlosen in Deutschland ist gewachsen. Andrea Nahles, Chefin der Bundesagentur für Arbeit, fordert, dass Schulen besser auf Berufswahl und Arbeitsleben vorbereiten. Vor allem Gymnasien täten zu wenig.

Die Chefin der Bundesagentur für Arbeit (BA), Andrea Nahles, hat die Bundesländer aufgefordert, Kinder und Jugendliche in den Schulen früher und besser auf Arbeitsleben und Berufswahl vorzubereiten. „Berufsorientierung und Berufsvorbereitung der Kinder und Jugendlichen muss früher in den Schulen beginnen“, sagte Nahles der „Rheinischen Post“ am Dienstag. „Da würde ich mir mehr Verbindlichkeit in den Lehrplänen der Länder wünschen“, sagte sie.

 

„Auffallend ist, dass in Gymnasien die Berufsvorbereitung oft nur eine geringe Rolle spielt, auch auf Förderschulen ist es oft nicht ausreichend. Nur ein obligatorisches Praktikum ist zu wenig“, sagte Nahles. „Und wir müssen die Eltern mitdenken.“ Für sie organisiere die BA bereits digitale Elternabende, damit Mütter und Väter ihren Kindern bei der Berufsorientierung besser helfen könnten. „Die Überfülle der Möglichkeiten bei über 300 dualen Ausbildungsberufen verunsichert viele Jugendliche und ihre Eltern“, sagte Nahles.

Eine Viertel Million Arbeitslose unter 25 Jahren

Die Jugendarbeitslosigkeit habe zuletzt zugenommen, obwohl die Corona-Krise überwunden sei. „Zuletzt haben sich die Zahlen nicht mehr so gut entwickelt. Wir hatten im Juli acht Prozent mehr junge Arbeitslose im Alter unter 25 Jahren als im Vorjahr. Insgesamt sind derzeit knapp eine Viertel Million unter 25-Jährige arbeitslos gemeldet. Das dürfen wir uns als Gesellschaft nicht leisten, zumal viele Unternehmen händeringend junge Menschen suchen“, sagte Nahles.

Angesichts des Fachkräftemangels forderte Nahles zudem die Abschaffung der Frühverrentungsprogramme für ältere Beschäftigte in deutschen Firmen. „Durch die Corona-Krise scheint die unselige Frühverrentungspraxis wieder zugenommen zu haben“, sagte Nahles der „Rheinischen Post“. „Aus gesamtwirtschaftlicher Sicht sind Frühverrentungsprogramme kontraproduktiv. Gerade die erfahrenen Fachkräfte brauchen wir doch so lange wie möglich im Arbeitsmarkt.“ Die Beschäftigungsquoten Älterer seien zwar seit 2015 spürbar gestiegen, bei Älteren stecke aber noch ein erhebliches Arbeitskräftepotenzial gegen den Fachkräftemangel, sagte Nahles.