Jugendfeuerwehr Mundelsheim Etwas für die Gesellschaft tun

Nachwuchs bedeutet Zukunft: Die Jugendfeuerwehr Mundelsheim mit Jugendwart Roman Oelscher und Kommandant Dennis Wägerle (von links) und den Betreuenden (rechts) vor dem neuen „HLF 10“. Foto: Mostbacher-Dix

Helfen, Retten, Lernen – darum engagieren sich Mia und Fabian bei der Freiwilligen Jugendfeuerwehr Mundelsheim. Und auch, weil es sehr viel Spaß macht. Die Jugendfeuerwehr feiert jetzt ihren 20. Geburtstag.

Den?“ Mia Rodrigues da Cruz zeigt auf einen der vielen gelben Schläuche, die da in den Regalen der Freiwilligen Feuerwehr Mundelsheim akkurat aufgereiht sind. Fabian Haug nickt. Gemeinsam holen sie einen davon heraus. Danach suchen sie – konzentriert und routiniert – die passende Düse, um sie an die Kupplung zu schrauben. Übung macht Meisterin und Meister. Jeden zweiten Dienstagabend trifft sich die Jugendfeuerwehr Mundelsheim zum Üben; 14 Mitglieder, mehr Mädchen als Jungs. Fabian engagiert sich dort seit mehr als zwei Jahren, Mia seit einem Jahr. „Ich wohne bei der Feuerwehr. Leben retten ist cool – und man muss fit sein“, sagt die 13-Jährige, die gerne Sport treibt und Karate trainiert. „Schlauchtrupp, Sicherheitstrupp und Angriffstrupp“, beschreibt sie die Struktur der Feuerwehr. Besonders Spaß mache ihr der Wassertrupp, der Leitern und die Wasserversorgung herstelle. Auch Fahrzeugkunde mag sie. Auf dem Hof steht das brandneue „HLF 10“, das im Oktober an die 47 Mundelsheimer Floriansjünger und einer –jüngerin übergeben wurde. „Das Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug“, so Fabian. Beide schwärmen von der Fahrt im HLF. „Da geht es schön hin und her“, so Mia. „Wichtig ist, dass man bei einem Brand und einem Unfall auch die Gefahrenstelle absperrt, damit die Leute, die herumstehen, die Rettung nicht behindern, auf Abstand bleiben, aber auch nicht gefährdet werden“, erklärt sie. Fabian nickt. Seine Faszination für das „Bergen, Retten, Löschen, Schützen“ – die Aufgaben der Feuerwehr im Signet sinnbildlich dargestellt – ist „hausgemacht“. Sein Vater ist bei der Freiwilligen Feuerwehr im Nachbarort. „Man tut was für die Gesellschaft, die Menschen,“ sagt der Vierzehnjährige. „Personenrettung, Erste Hilfe mag ich besonders, etwa die stabile Seitenlage.“ Sie gehört zu den lebensrettenden Sofortmaßnahmen bei einer Person, die selbstständig atmet, aber im Bewusstsein getrübt oder womöglich bewusstlos ist. Wie die stabile Seitenlage geht, wie man reanimiert bei Atem- und Kreislaufstillstand, das steht just im Raum nebenan auf dem Programm. Jugendbetreuerin Shirley Träuble übt mit den anderen Mitgliedern der Jugendfeuerwehr – so konzentriert wie fröhlich.

 

Atmosphäre, Kameradschaft, Zusammenarbeit, Spaß, das schätzen Mia und Fabian. Das Lernen für das Leben – und den realen Einsatz im aktiven Dienst, der ab dem 17. Lebensjahr möglich ist. Dort kommt es auf Teamwork an. Wie beim Kreispokal der Jugendfeuerwehren, der im Sommer erstmals nach der Coronapandemie wieder stattfand. Beide schwärmen davon, vom um die Wette Schläuche ausrollen, auf Slacklines mit Hilfe der Kameradinnen und Kameraden balancieren, Wasser in Schutzhelmen durch einen Parcours tragen, Kisten stapeln. Feiern konnte die Jugendfeuerwehr Mundelsheim 2023 außerdem: Vor 20 Jahren wurde sie gegründet für Zehn- bis Siebzehnjährige. Ziel: Junge Menschen für die Arbeit und das Engagement in der Feuerwehr zu begeistern und sie auf eine Übernahme in die Erwachsenenabteilung vorzubereiten. Mit Erfolg. „Die Allermeisten unserer Truppe kommen aus der Jugendarbeit, ich auch, mit elf, wir freuen uns über alle Freiwilligen“, sagt Dennis Wägerle, der Mundelsheimer Feuerwehrchef. Der 27-Jährige war bis vor kurzem der jüngste Feuerwehrkommandant im Landkreis. „Das Technische faszinierte mich, ich wollte etwas zum Gemeinwohl beitragen.“ Schließlich seien Freiwillige Feuerwehren ganz vorne dran bei Bränden, Unfällen, Unglücken, Unwettern und mehr. Laut Statistik des Feuerwehrverbands gab es Anfang 2021 in Deutschland 22 020 Freiwillige Feuerwehren, 110 Berufsfeuerwehren, 20 516 Jugendfeuerwehren und 755 Werkfeuerwehren.

Wie groß ist das Einsatzgebiet der Mundelsheimer Feuerwehr?

Das Einsatzgebiet der Freiwillige Feuerwehr Mundelsheim umfasst fast die gesamte Gemarkungsfläche von 1019 Hektar, einschließlich Wohngebiet Schreyerhof. Hinzu kommen Ergänzungseinheiten für das Industriegebiet Ottmarsheimer Höhe, ein rund zwölf Kilometer langes Teilstück der Bundesautobahn 81 und der Neckar als Bundeswasserstraße, um für Umwelt- und Gewässerschutz eine Ölsperre zu betreuen. Mehrere Angehörige sind zusätzlich als Helfer vor Ort aktiv, also als „organisierte Erste Hilfe“, um das therapiefreie Intervall zwischen Notfalleintritt und Eintreffen des Rettungsdienstes zu verkürzen.

Wägerle sprüht vor Leidenschaft für das Ehrenamt, das dem selbstständigen Installations- und Heizungsbaumeister wöchentlich so einige Stunden kostet. „Viel Organisation, Anträge, Gemeinderat und was alles dazugehört“, meint er. Wichtig ist ihm vor allem auch, dass alle sich wohlfühlen, ob jung oder alt. Jeder und jede, alle müssen sich aufeinander verlassen können.

„Vertrauen ist eine Grundwährung“, betont auch der Jugendwart Roman Oelscher, der ebenfalls schon als Jugendlicher an Bord war. Spielerisch werde nicht nur der Umgang mit Strahlrohren, Schläuchen, Funkgeräten und anderer Technik der Feuerwehr geübt für den Ernstfall, sondern auch die Zusammenarbeit mit gleichaltrigen Jugendlichen. „Und das bindet sie auch in die Gemeinschaft des Ortes ein.“

Für Fabian Haug ist klar, er engagiert sich mit 17 Jahren im aktiven Dienst der Erwachsenen – und wird Landwirt. Auch Mia wird wohl weitermachen, beruflich „auf jeden Fall“ was mit Technik avisieren. „Wie bei der Feuerwehr. Da lerne ich viel.“

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