„Solche Gespräche sind wirklich wertvoll“, sagt Helbing. Natürlich ergäben diese sich im Stationsalltag auch, doch sei es dort nicht so einfach, die Jugendlichen am richtigen Punkt, in der richtigen Stimmung zu haben. Auch die anderen sind beim Hüttenabend nun doch sichtlich stolz auf sich – und erschöpft. Schließlich fallen sie in ihrem spartanischen Matrazenlager in tiefen Schlaf. Das Gewitter, das in der Nacht aufzieht, bemerken sie kaum.

 

Am Morgen nach dem Gipfelsturm hat sich das Blatt gegenüber dem Vortag sichtlich gewendet. Diesmal herrscht zwar Nieselregen und Nebel statt Sonnenschein, dafür aber durchweg Zuversicht vor dem Abmarsch. Daran ändert auch das Frühstück, das nur aus einem Heißgetränk besteht, nichts. Der steile Abstieg auf relativ direktem Wege gerät fast zum Spaziergang. Zweieinhalb Stunden später, wieder glücklich im Bus angelangt, blickt Miriam zurück: „Das war Wahnsinn. Dass ich das schaffe, hätte ich nie gedacht.“

Welchen prägenden Eindruck diese Bergtour dauerhaft hinterlässt, weiß Stefan Helbing. Ein Jahr nach ihrer Entlassung werden die Patienten noch einmal zu ihrem Klinikaufenthalt befragt und an was sie im Rückblick so denken. „Fast immer nennen sie die erlebnispädagogischen Aktionen“, sagt er. „Die Jugendlichen haben dabei erfahren, was sie leisten können. Und sie haben erfahren, dass sie gar nicht so anders sind als andere.“ Die Bergtour, das sei ein absolutes Highlight, sagt Helbing. „Unsere Aufgabe ist dann, dieses Erlebnis in den Alltag zu übertragen.“